Kriegsschiffbesuch.
„Die ,Möwe‘ kommt! Die ,Möwe‘ kommt!“-
Der rundliche Kassenverwalter Münstermann war wie angewurzelt stehen geblieben und schaute fassungslos dem langen Pflanzungsassistenten nach, der auf seiner bockbeinigen Maultierstute gleich dem Sturmwind vorüberbrauste und eben' hinter dem Sagopalmensumpf am Wege nach Jomba verschwand.
Was hatte er ihm zugerufen? Die „Möwe“ kommt? Das war ja unmöglich; es gab hier draußen nur eine „Möwe“, das kleine Vermessungsschiff, das alle zwölf Monate durch das Insellabyrinth der Südsee kreuzte, um den dickfelligen Kannibalen seine Anwesenheit und seine Kanonen in Erinnerung zu bringen. Nun — dies Fahrzeug war erst vor kaum 7 Monaten hier gewesen, da war es doch ganz ausgeschlossen, daß es schon wieder auftauchte-nein! das
gab es nicht, es wäre zu schön, um wahr zu sein.
Aufgeregt setzte Münstermann seinen Weg fort; er kümmerte sich heute wenig darum, daß das kniehohe, taufeuchte Gras unablässig gegen seine frischgestärkten Leinenhosen klatschte und ihnen schon nach wenigen Schritten das Aussehen eines abgenutzten Spüllappens gab. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Hafen gerichtet, von dem ein kleines Stück blau durch die Palmen glänzte.
Es war noch nicht acht Uhr vormittags; Münstermann hatte sein reichliches Frühstück mit gewohnter Ausdauer zu sich genommen und war im Begriff, sich im behaglichen Schlenderschritt an die Stätte seines Wirkens zu begeben,
Leidecker, Im Lande des Paradiesvogels.
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