Arbeiteranwerbung.
Im dritten Jahr meines Aufenthalts in Kaiser-Wilhelmsland stellte es sich heraus, daß ich reif für eine Erholungsreise war. Man hatte sich auch da draußen, an der Urwaldgrenze, allmählich modernisiert und die alten Pflanzer-Rezepte in die Rumpelkammer geworfen. Malaria und ihre Folgeerscheinungen wurden nicht mehr mit Sekt und Schlüsselbier, sondern mit Chinin und Erholungsreisen behandelt. Dieser wohltätigen Wandlung hatte ich die mir bevorstehende angenehme Nachkur zu verdanken.
Die „Siar“ hatte ihre Kesselreinigung beendet und lag abreisefertig an der Brücke. Diesmal sollte die Fahrt nach dem nordwestlichen Teil des Schutzgebiets gehen, wo stark bevölkerte Dörfer ein reiches Anwerbeerträgnis erwarten ließen. Man hatte dies Gebiet schon lange mit lüsternen Augen betrachtet, aber die Eingeborenen schienen sich auf den mit Kokospalmen reich bestandenen Stammsitzen ihrer Väter wohl genug zu fühlen, um auf die Segnungen geordneter Kulturarbeit verzichten zu können. Es war daher die Aufgabe der arbeiterbedürftigen Pflanzungen sie unermüdlich zu bearbeiten, bis sie bereit waren sich die Sache zunächst einmal von dem weniger anstrengenden Standpunkt des unbeteiligten Zuschauers aus anzusehen, gewissermaßen als Kriegsberichterstatter. Eine derartige Studienreise wurde ihnen dann zu einer wahren Mastkur gestaltet, die bewirkte, daß die Stammesbrüder bei der Rückkehr ihrer dickbäuchigen Genossen in helle Begeisterung gerieten und sich zur Mit-