Druckschrift 
Im Lande des Paradiesvogels : ernste und heitere Erzählungen aus Deutsch Neu-Guinea / Carl Leidecker
Entstehung
Seite
85
Einzelbild herunterladen
 

Lu - i/j.

.«ü-AtÜV*O

Petroleum.

Es war in der Regenzeit. Wir hatten beim angeregten Geplauder nicht auf die Zeit geachtet und strebten nun spät nachts aus der Messe heimwärts.

Wie ein vielfacher, dichter Flor hing schwarze, feuchte Finsternis vor dem suchenden Blick. Heulend kam vom Meere her eine wuchtige Regenboe angebraust, warf mit donnerndem Krachen massige Blöcke graugrünen Wassers gegen die Jahrtausende alten Korallenfelsen und riß pfeifend an den hochragenden Kronen der Kokospalmen, deren schlanke, grünbefiederte Arme sich weit zurückbogen vor der wilden Gewalt der anstürmenden Windsbraut. Schwere, dicke Tropfen fielen vereinzelt aus dem dahergepeitschten Gewölk, immer mehr, immer dichter, bis ein unbändiger Strom von Wasser durch die zerrissenen Himmelsschleusen brach und Wege und Felder überflutete. Brennende Blitze von härtestem, stechendem Weiß zerschnitten zischend den tief sch warzen Schleier; splitternd, krachend und polternd rollten Donner ihnen nach.

Durchnäßt, den leichten Leinenanzug fest an den leise fröstelnden Körper geklebt, taste ich mich, immer nach dem grasfreieu Wege suchend, durch das entfesselte Chaos nach meiner einsamen Behausung. Kein Licht auf der Veranda zeigt mir, wie sonst, den Weg. Endlich klettere ich schwer­fällig und triefend die hölzerne Treppe hinauf. Im ganzen Hause tiefe Finsternis. Ich rufe nach dem Boy. In aber­gläubischer Furcht vor den Geistern der Nacht hat er sich im dichtverhängten Boyhause verkrochen. Zitternd und fröstelnd kommt er endlich angeschlürft.

Warum hast Du denn die Lampe nicht angezündet? fragte ich ihn.

Ich habe sie angezündet, Herr, aber sie brennt nicht.

m