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Englische Urteile über die deutsche Kolonisationsarbeit / hrsg. von Alfred Mansfeld; G. Hildebrand
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Henry Samuei für ein Zusammenarbeiten zwischen Deutschland und England in Südafrika.

Zu den Anklagen, die die Engländer am hartnäckigsten und lärmendsten gegen die deutsche Kolonialpolitik Vorbringen, gehört die über die Ausrottung der Hereros in Südwestafrika im Verlauf des südwestafrikanischen Aufstandes durch die Maßnahmen des Generals Trotha. Es soll an dieser Stelle nicht auf die Gegen­stücke eingegangen werden, die sich zu diesem Vorgang in der englischen Kolonialgeschichte von mehr als einem Erdteil finden lassen. Wohl aber mögen sich die Engländer daran erinnern lassen, daß ihre eigenen kolonialen Autoritäten vor dem Welt­kriege keineswegs geneigt waren, wegen der Vorgänge im süd­afrikanischen Aufstandskrieg uns geringer zu achten. Im Gegen­teil, man erwog auf englischer Seite gerade in Südafrika ein engeres Zusammenarbeiten zwischen beiden Völkern. Kein geringerer als Henry Samuel, eine der bekanntesten Autoritäten in südafrika­nischen Fragen und intimer persönlicher Freund von Cecil Rhodes, hat sich 1911 in der englischen Presse in diesem Sinne geäußert. In der Weserzeitung vom 17. 10. 1911 wird darüber berichtet:

Mr. Samuel ist überzeugt, daß das jetzt in Britisch-Süd- afrika unter der weißen Bevölkerung herrschende Elend nur durch eine Politik der dezentralisierten Siedelung gehoben werden kann, und daß diese wieder von einer Verständigung mit Deutschland über eine gemeinsame bahn­bauliche Erschließung der zentralen Distrikte abhängig ist. Als Engländer denkt Mr. Samuel da zuerst an eine Ver­bindung Rhodesiens mit der Walfisch-Bai, doch würde ein solcher Vorschlag wohl bei der deutschen Regierung kaum auf Entgegenkommen treffen, angesichts der großen Auf­wendungen für die Hafenanlagen in Swakopmund und Lüderitzbucht, die sich doch verzinsen sollen. Vielleicht, daß an einen solchen Plan in einigen Jahrzehnten nach stärkerer Besiedlung der deutschen Kolonie wie Rhodesiens zu denken ist. Aber vorläufig liegt nur ein Anschluß eng­lischer Linien, die von Zentralrhodesien und dem Bet- schuanalande an die deutsche Grenze führen, an das

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