Johnstons frühere Stellung zur deutschen Kolonialpolitik.
In seinem Buch über die Geschichte der Kolonisation Afrikas verhehlt Sir Harry Johnston keineswegs, daß ihm anfänglich der Eintritt Deutschlands in die Reihe der afrikanischen Kolonialmächte durchaus unerwünscht gewesen ist. Der naive Anspruch des Engländers, daß eigentlich ihm in ganz Afrika die Herrschaft gebühre, kommt fast überall zum Ausdruck, wo Johnston die Erwerbung der deutschen Kolonien bespricht. So bei Südwestafrika (S. 223 der deutschen Übersetzung):
„Die geringe Umsicht des britischen Ministeriums und die schlecht angebrachte Sparsamkeit der Kapkolonie haben es daher beide zu gleichen Teilen verschuldet, daß Deutsch- * land sich als zweite Macht neben England in Südafrika niedergelassen hat. Die deutsche Regierung benahm sich völlig korrekt, sie ließ der britischen genügend Zeit, um ältere Ansprüche geltend zu machen.“
Bei Kamerun werden internationalpolitische Erwägungen als Grund für das Nachgeben Englands geltend gemacht:
„Deutschland wollte durchaus ein großes Stück von Westafrika haben, und da die britische Regierung sich infolge von Schwierigkeiten in anderen auswärtigen Angelegenheiten in Verlegenheit befand, so mußte sie ihre Flagge schließlich aus den Gegenden des Kamerunflusses und des Kamerungebirges zurückziehen.“
So auf S. 101 und an anderer Stelle S. 224:
„. . . . wenn es sich lediglich um die Abschließung von Verträgen mit den eingeborenen Häuptlingen gehandelt hätte, so würde England nur ein kleines Stück von dem, was es haben wollte, verloren* haben. England wollte sich jedoch nicht mißgünstig zeigen und gestattete ihm schließlich,
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