Noch eine amerikanische Stimme.
In einer interessanten Arbeit, die in der „American Review of Reviews“ (Jahrgang 1911) veröffentlicht wurde*), beschäftigt sich der amerikanische Reisende E. A. Forbes, der sehr lange Zeit in Afrika geweilt hat, mit den deutschen und französischen Kolonisationsmethoden. Der amerikanische Sachkenner spendet der Arbeit der Franzosen hohe Anerkennung, aber
„von allen Schutzherren in Afrika hat der Deutsche die reinsten Hände und die besten Aussichten. Seine afrikanische Invasion ist durch die schlaueste Diplomatie gekennzeichnet, aber selbst sein bitterster Gegner kann kaum behaupten, daß er dabei nicht ehrlich gespielt habe.“
Einstweilen freilich liegt die deutsche Macht in Afrika nach dem Urteil von Forbes nicht so sehr in den Kolonien als in der deutschen Dampfschiffahrt längs der afrikanischen Küste. Der Hamburger Kapitän weiß durch seine joviale deutsche Art Vertrauen und Freunde zu erringen, und bringt dadurch immer mehr den Handel, der einst englisch war, in deutsche Hände.
„Immer wieder sah ich Hamburger Schiffe langsam heimwärts ziehen, die Fahrzeuge waren mit Palmöl so schwer beladen, daß sie von weitem fast wie ein Unterseeschiff aussahen, während zu gleicher Zeit ein Dampfer aus Liverpool fast leer und mit Ballast beladen heimzog. Die deutschen Kapitäne erhalten eine Provision für die Frachten, die sie zur Rückfahrt erhalten, und die deutsche Geselligkeit und Freundlichkeit erringt im Wettkampfe hier den Löwenanteil. Viele englische Faktoreien lassen die anderen Schiffe vorüberziehen und halten ihre Ladung für den deutschen Dampfer zurück. Gefälligkeit und Freundlichkeit: das ist das Geheimnis der deutschen Eroberung der
*) Vergleiche auch Ägyptische Nachrichten, Kairo, vom 4. Nov. 1911.
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