15. heft.
Spanische Mißwirtschaft in den Kolonien.
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der Thorheit gewesen. Die Kolonien mußten ihre Verwaltung, ihre kulturelle Hebung nicht nur selbst bezahlen, sondern jährlich noch große Summen dem Mutterlands einbringen. Wer nicht reich aus den Kolonien zurückkehrte, wurde verlacht und hatte den Zweck seines Aufenthalts verfehlt. Freilich durch Arbeit sollte das nicht erreicht werden. Die Spanier wollten in den Kolonien nur herrschen und den vornehmen Nichtsthuer spielen. Daß Arbeit im Grunde sehr unvornehm ist, ist daher noch heute die Anschauung der Nachkommen jener Kolonisatoren. Kein härterer Widerspruch läßt sich denken, als die unparteiische vorurteilslose Schätzung jeder Arbeit durch den Nordamerikaner und die Nichtsthuerei der Söhne reicher oder reichthuender Mexikaner, die an beiden Ufern des Rio grande hart auseinander stoßen. Namentlich nach Erledigung der Schulzeit, im besten Jünglingsalter gilt es als elegant, einige Jahre baronisierend um die Ohren zu schlagen. Für die Frauen schändet Arbeit erst recht. Ihre häuslichen Fähigkeiten sind bei aller Treue und Aufrichtigkeit gegen den Mann ebenso gering, wie ihre allgemeine Bildung. Liebe und Liebestraum sind in der Jugend, Kinderaufziehen im Frauen- und Mefsebesuchen im Greisenalter ihr Hauptberuf.
Gleichlaufend mit der spanischen Herrschaft ging die des katholischen Klerus. In den meisten Ländern brachte er ein Drittel bis zur Hälfte des Grundbesitzes in seine Hand. Freilich vereinte er mit Ausnutzung alles Volkes zum besten der Kirche auch eine wertvolle landwirtschaftliche Besiedlung und eine gewisse Fürsorge für die Bildung der Indianer. Die Einziehung des Kirchenguts, Aufhebung der Klöster und Verjagung besonders der Jesuiten, wie sie in den sechziger und siebziger Jahren in all diesen Ländern vor sich ging, fegten daher zunächst das wenige noch hinweg, was für Bildung geschaffen war, bis sich in neuester Zeit die liberalen Regierungen wieder der Schulsache etwas mehr angenommen haben.
Spaniens System erzeugte in den drüben geborenen Generationen allmählich einen glühenden Haß, der noch längere Jahrhunderte anzudauern scheint, als seine Ursache gewährt hat. Die Beamten wurden nie aus den Kolonien genommen, stets aus dem Mutterland, fremd den neuen Verhältnissen, herüber gesandt. Der Export durfte nur ins Mutterland gehen, der Import nur vom Mutterlands kommen. Spanien kaufte daher von den Kolonien billige Rohstoffe und verkaufte an sie teure Industrieprodukte, denn drüben Industrien zu gründen, war untersagt. Um das Land wurde eine hohe Mauer gegen alle nicht spanischen und nicht katholischen Einflüsse errichtet. Andere als spanische Schiffe durften bei Todesstrafe der Besatzung nicht an den Küsten des spanischen Amerika landen. Das Bestreben der Machthaber ging dahin, die Kenntnis der übrigen Welt, und jede Aufklärung über sie ängstlich von den Bewohnern der Kolonien fernzuhalten.
In dem düstern Bilde spanischer Kolonisation, das durch viele Züge der Grausamkeit, der Gewaltthätigkeit blutiger Inquisition noch abschreckender gemalt werden könnte, tritt doch auch eine huma-