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Die Deutschen im tropischen Amerika (Mexiko, Mittelamerika, Venezuela, Kolumbien, Ekuador, Peru und Bolivien) : mit Übersicht über die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Länder / von Wilhelm Wintzer
Entstehung
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Einleitung.

Als die großen Entdeckungen am Ausgang des Mittelalters die europäische Aulturmenjchheit vor die Aufgabe stellten, das Erbe ungeheurer Länder und ihrer Reichtümer anzutreten, standen die Deut­schen teilnahmslos bei Seite. Der Wander- und Abenteurertrieb, von denen auch der Deutsche bei all seiner Heimatliebe sein gut Teil be­sitzt, hatte sich im Mittelalter nur zu Lande in der Rolonisation Preußens, Südrußlands und Siebenbürgens bethätigt. Den Weg über den Ozean fanden Deutsche nur vereinzelt. Alan entschied daheim die höchsten sittlichen Fragen und zerfleischte sich in blutigen Ariegen um religiöse und dogmatische Probleme, während andere Völker mit praktischerem Wirklichkeitssinn sich anschickten, durch die friedliche Eroberung der Auswanderung ihrem Volkstun: eine groß­artige Zukunft in der Welt zu sichern.

Die ersten großen Aolonisationsmächte Spanien, England und Frankreich fühlten sich schon in jenen Zeiten als einheitliche geschlossene Nationen. Wer hinausging, mochte es auch aus Abenteuerlust, aus Habsucht oder wegen religiöser Verfolgung geschehen, er nahm das Gefühl mit, als Vertreter einer Nation und ihrer Aultur in die Fremde zu ziehen. Als Lortez den Boden Mexikos betrat, er­griff er Besitz davon im Namen Raffer Aarls V. Mexiko war ihm Neu-Spanien. Virginia und Mar^land verewigen die Namen englischer Aöniginnen. Das neubesiedelte Gebiet blieb wie selbstver­ständlich im Besitz des Mutterlandes und niemand machte es ihm streitig. Den Deutschen verstreute das Schicksal in alle erdenklichen Fernen. Er fand Zuflucht in den Aolonien anderer Mächte, be­sonders der Engländer und half sie groß machen. Das Gefühl, der Vertreter einer Nation zu sein, deren Namen er ausbreitete, hat er bis in die neueste Zeit nicht gehabt.

Heute nach f870 ist die Stellung der Deutschen, die Erwerbs halber übers Meer zogen, anders geworden. Ein Gefühl beginnt sich, wenn auch leise, unter den Zerstreuten geltend zu machen, daß sie bei allem Wurzelschlagen im fremden Erdreich, spioniere deutscher Arbeit, Vorkämpfer der deutschen Rasse und ihrer wirtschaftlichen und geistigen Zukunst sind. Langsamer freilich noch schreitet in der Heimat das Bewußtseil: fort, daß jeder dieser Deutschen, der ins Ausland wandert und deutsch bleibt, der wahre friedliche Mehrer