Zweierlei Beweggründe spanischer Kolonisation.
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des Vaterlandes ist. Bei uns, namentlich im Binnenlands, ist noch immer ein Vorurteil alter Zeiten lebendig, der Auswanderer sei, wenn nicht ein Verworfener, so doch ein Verlorener, der drüben allein zusehen möge, wie er fortkommt. Und doch bringt uns die Auswanderung intelligenter Leute nicht nur eine Ausdehnung unseres Volkes für die Zukunft, sondern schon heute den allerunmittelbarsten Vorteil, der uns veranlassen sollte, ihnen unser besonderes Interesse und unsern Schutz zuzuwenden, um sie dem deutschen Volkstum für alle Zukunft zu erhalten. — Die Deutschen jenseits des Unseres bleiben nach jeder Richtung hin die Grundsteine für den Bau eines größeren Deutschlands, das die Zukunft uns bringen muß, — auch in den hier behandelten Ländern des tropischen Amerika, die zu den größten, üppigsten, schönsten und zukunftsreichsten der Erde gehören.
Uni die deutsche Arbeit drüben zu verstehen, müssen wir zunächst die Verhältnisse in ihrer geschichtlichen Entstehung überschauen, die die deutsche Einwanderung in unsern Tagen dort vorgefunden hat.
Die spanische Aesie-eluirg -es tropischen Amerika.
Seit ihrer Entdeckung bevölkerte fortgesetzt und ausschließlich die Auswanderung Spaniens die Länder Amerikas südlich von Florida. Von zwei Idealen war das spanische Volk zur Zeit des Beginns dieser Auswanderung beherrscht, die noch heute dem Volkstum drüben ihr Gepräge geben: dem wirtschaftlichen Ideal, die Reichtümer der neuen IVelt für sich zu gewinnen und Spanien dienstbar zu machen und dem kirchlichen Ideal: die U)elt dem „wahren römisch- katholischen Glauben" zu unterwerfen. Goldhunger und Herrschbegier stecken tief im Spanier und besonders in: spanischen Kolonisator. Der Indianer war ihm nur da, um bekehrt, dann geknechtet und ausgebeutet zu werden, die Schätze der IVelt, um von ihm mühelos zusammengerafft und den: Heimatland zugeführt zu werden. Der Name der ersten Kolonie, die Fernando Tortez an Mexikos Küste am 20. April gründete, ist ein bezeichnendes Symbol der
gesamten spanischen Kolonisationsthätigkeit. Er nannte sie: Ja villa rica. cke la vera. cru?": „Die reiche Stadt des wahren Kreuzes". In dem anderen großen Kolonisationsvolk der Neuzeit, den Engländern wohnen ähnlich äußerliche Frömmigkeit und Erwerbssinn, wenn auch mehr mit Fleiß, Energie und Aufopferungsfähigkeit gepaart, neben einander, wie im Spanier.
Die Arbeit der Spanier war daher im wesentlichen auf zweierlei gerichtet: um schnell reich zu werden, trieb man nicht Ackerbau, sondern beutete die großartigen Mineralschätze des Landes mit Hilfe wie Sklaven behandelter Eingeborner aus und baute, um sein Gewissen zu beruhigen, Kirchen und Klöster in ungeheurer Menge. Der Zweck der Kolonien war dem Spanier, wie heute manchem aus der Gesellschaft des sog. deutschen Freisinns, daß sie dem Mutterlande, falls sie ihren Zweck erfüllen sollten, Reichtümer zuzuführen hatten. Etwas für sie auszugeben, wäre nach Ansicht der Spanier der Gipfel