15. Heft. Der landschaftliche Charakter der mexikan. Hochebene.
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I. Mexiko.
Landschaft, Reichtümer, Revölkerungsdichtigkeit, Aliina.
Wer auf dem gewöhnlichen Wege über New-H)ork bei Tindad Iuarez die Brücke über den Rio gründe überschreitet, die ihn nach Mexiko hineinführt, ist ebenso überrascht von der Neuheit und Ligen- artigkeit der mexikanischen Stadt und ihrer Bewohner, wie von der ungeheuren Unfruchtbarkeit, die den Eharakter des ganzen nördlichen Mexikos bildet. Er begreift auf seinem Wege nach der Hauptstadt kaum den großartigen wirtschaftlichen Aufschwung dieses Landes. Eine weite Ebene, die hie und da mit ertraglosen, stacheligen und niedrigen Mesquitesträuchern bewachsen ist, ohne Baumoder Graswuchs, ohne Ackerfeld oder Ortschaften dehnt sich Tagereisen lang aus; nur fernhin begrenzt die endlosen Flächen ein Zug kahler Bergeshöhen, zwischen deren rötliche Felsen die glühende Sonne tiefblaue Schlagschatten wirft, selten daß eine Adoben-Lehmhütte von ein paar Aürbissen umrankt, bewohnt von schmutzigen Menschen, oder in der Einsamkeit irrendes, schlecht genährtes Rindvieh spuren organischen Lebens in dieser Land- und Steinwüste verraten. Dabei aber atmet trotz aller Verlassenheit diese Landschaft fast das ganze Jahr die Stimmung eines selig heiteren Sommertages. Denn Monate lang spannt sich wolkenloser tiefblauer Himmel über der Wüste. Ein frischer Lufthauch mildert die brennende Hitze der kristallklaren Atmosphäre, deren Reinheit ebenso wie in Italien die Welt in den herrlichsten Farbenzauber kleidet und die Umrisse meilenweiter Fernen in scharf erkennbarer Nähe rückt. In den stillen Lüften kreist einsän: der Adler. Nur selten unterbricht das Gewimmer des Steppenhundes nach der Beute wehrloser Rinder die Totenstille dieser leblosen Unendlichkeit. — Dieser landschaftliche Tharakter ist der der ganzen mexikanischen Hochebene, die sich trichterförmig verjüngend fast 200 geographische Meilen von: Rio grande nach Lüden erstreckt.
Das wunderbare Frühlingsklima Mexikos unterbricht nur in den Sommermonaten eine je südlicher, um so regelmäßiger eintretende Regenzeit. In den Monaten Oktober bis März stört fast nie ein Wölkchen das ewig heitere Himmelsblau. Nur oft fegt ein staubiger Wind über die trockenen Ebenen und treibt dem Wanderer Lteinchen bis zu Erbsengröße ins Gesicht. In diesen Wintermonaten tritt in den höheren Gegenden des Nordens auch hie und da Lchne e,