Druckschrift 
Die Zukunft der deutschen Kolonien / hrsg. von Adolf Grabowsky und Paul Leutwein
Entstehung
Seite
81
Einzelbild herunterladen
 

Das Zeitungswesen der deutschen Kolonien / Hcmns Martin Elster

Welche Bedeutung unserem Zeitungswesen für das gesamte öffentliche und kulturelle Leben zukommt, ist Wohl jedem Mitgliede unseres Volkes während des Weltkrieges in fast persön­licher Erfahrung fühlbar geworden. Es bedarf keiner weiteren Auseinandersetzungen, daß die Presse eine der wichtigsten Stützen für die Zukunft des Deutschtums im Inland wie im Aus­land ist und daß die kommende Friedenszeit zu ihren Hauptaufgaben den umfassendsten Ausbau des Nachrichten- und Zeitungswefens zu rechnen hat.

Was für die Heimat zutrifft, gilt in noch höherem Grade für die Kolonien. Deren Arbeit und Leistung vertritt das Deutschtum in fremden Erdteilen, noch entschiedener, anschaulicher und unmittelbarer für die jeweils angrenzenden fremdvölkischen Kolonien und Staaten als das Reich selbst. Um so mehr Sorgfalt ist auf den Ausbau des Ausdrucksmittels zu legen, durch das die öffentliche Meinung, die Arbeits- und Kulturkraft, der Wert und die Lebens­entfaltung der Kolonien, die Größe der kolonialen Taten des Reiches, die Verbindung mit dem Mutterlande und den anderen Staaten in Erscheinung treten und aufrecht erhalten werden. Das Zeitungswesen unserer Kolonien bedarf, sobald wir unsere Schutzgebiete wieder in die Hand bekommen, der allseitigen Förderung und Unterstützung nicht bloß durch die Regierung und das Reichskolonialamt, sondern auch durch die ganze öffentliche Meinung des Vaterlandes.

Das deutsche Publikum hat sich, so stark es sich auch allmählich und besonders in den letzten zehn Jahren zu den Kolonien bekannt hat, doch noch überraschend wenig um die Mittel gesorgt, die unsere Schutzgebiete nach jeder Richtung hin wie eben die koloniale Presse fördern. Es gibt nur wenige Kenner, die um die deutsch-südwest- und ostafrikanischen Zeitungen, von den anderen Blättern ganz zu schweigen, Bescheid wissen und sich seinerzeit für ihre Stärkung und Vergrößerung eingesetzt haben. Selbst Spezialbücher über das Zeitungswesen, wie das von Dr. H. Diez (1910), tun die koloniale Presse mit zwei Zeilen ab. Deshalb ist es nötig, daß die Lage des Zeitungswesens in unseren Kolonien vor dem Kriege schon jetzt überall bekannt werde, damit nach Friedensschluß das nötige Verständnis als Grundstütze frucht­bringender Arbeiten auf diesem Gebiete schon vorhanden ist. In welcher Richtung sich die Presse der Kolonien zu entwickeln hat, ergibt sich aus ihrer Hauptaufgabe ohne weiteres: die einzelne Kolonialzeitung hat die Kolonie und deren Interessen vor dem Stammlande und dem sonstigen Auslande nach jeder Hinsicht zu vertreten; zugleich ist sie auch die Verbindung des Schutz­gebietes mit der Heimat und der Welt für alle Lebensgebiete und die Vertreterin des gesamten Deutschtums in Politik, Wirtschaft und Kultur. Sie kann die ihr sinngemäß zufallende Auf­gabe nur erfüllen, wenn sie im großen Stile zu arbeiten vermag und nicht als kleinstädtisches Amtsblättchen oder kapitalarmes Winkelpflänzchen auftreten muß. Ihr müssen die finanziellen und geistigen Kräfte in ebenfo reichem Maße wie bei den großen Zeitungen in der Heimat zur Verfügung stehen. Sie darf nicht nur angewiesen sein als Nachrichtenmittel amtlicher Aus­lassungen der Kolonialbehörden den wenigen Farmern und Landwirten, der noch geringen Weißen Bevölkerung der einzelnen Kolonien zu dienen. Sondern sie muß für uns wie für die Weltdas vornehmste Mittel bleiben, unsere fernen Länder umfassend und objektiv kennen zu lernen", wie Arthur Jung sagt, und sie muß das Programm erfüllen, das sie sich selbst aufstellte, als die frühereDeutsch-Südwestafrikanische Zeitung" am 24. April 1909 schrieb: Unsere deutsche Kultur, der geistige Besitz des deutschen Volkes, ist ein köstliches Gut für die Menschheit. Nie und nimmer darf sie im Wirrsal der Völker zugrunde gehen. Sie hat die Aufgabe befruchtend, läuternd zu wirken. Deshalb müssen wir alle Kräfte daransetzen,

6