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Die Zukunft der deutschen Kolonien / hrsg. von Adolf Grabowsky und Paul Leutwein
Entstehung
Seite
59
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Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der deut­schen Südsee-Bcsitzungen / Otto Niedel

Wenn von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der deutschen Südseebesitzungen gesprochen Wird, so darf nicht allein der gegenwärtige Stand der Erzeugung an Landesprodukten einer kritischen Betrachtung unterzogen werden, sondern es muß unter allen Umständen auch die künftige Entwicklungsmöglichkeit mit berücksichtigt werden, da gerade in ihr ein erheblicher Teil des ökonomischen Wertes der Südsee begründet liegt. Die Eigenart der dort heimischen Kulturen einerseits und die Größe der in Frage kommenden Gebiete in Verbindung mit der Schwierig­keit der Aufschließung des Landes andererseits erklären hinreichend die Tatsache, daß in der Zukunft noch mit erheblich größeren Südsee-Erträgen zu rechnen sein wird, als dies schon bisher der Fall gewesen ist. Zu diesem in der Natur des Gebiets begründeten Umstände tritt noch als neuer und nicht zu unterschätzender Faktor die Tatsache hinzu, daß nach Beendigung des gegenwärtigen Krieges ebenso wie in ganz Europa auch in Deutschland von Grund aus neue Verhältnisse auf den Rohstoffmärkten herrschen werden, die es uns schon jetzt als wünschens­wert erscheinen lassen müssen, hinsichtlich unserer Rohstoffversorgung möglichst unabhängig dazu­stehen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse uns dazu zwingen werden, die heimische Fetterzeugung durch Massenabschlachtung von Schweinen Zu verringern und dann wird es noch lange Zeit nach dem Kriege notwendig sein, unsere Ver­sorgung mit Fett aus unseren Kolonien sicher zu stellen. Gerade im Hinblick hierauf aber kommt den Südseebesitzungen eine ganz hervorragende Stellung zu.

Schon vor dem Kriege hatte die Kopra, das getrocknete Fruchtfleisch der Kokosnuß als Rohstoff der Margarineerzeugung für uns eine immer steigende Bedeutung gewonnen. Im Jahre 1912 wurde der Verbrauch an Kunstbutter in ganz Europa auf etwa 500 Millionen Kilogramm veranschlagt, wovon 120 Millionen Kilogramm im Werte von 100 Millionen Mark auf Deutschland entfielen. Wenn nun, woran nicht zu zweifeln ist, der Verbrauch an Kunst­butter noch eine Steigerung erfahren wird, so ist leicht ersichtlich, daß auch die Einfubr an Kopra eine größere werden muß. Die Kopra aber ist als das Hauptprodukt unserer Südsce- besitzungen anzusprechen. Der mit Palmenpflanzungen bestandene Boden auf den Südsee­besitzungen ist ständig vergrößert worden. Nach der Plantagenstatistik für 1912 belief sich der Gesamtbestand an Palmenpflanzungen auf:

Dieses Gebiet ist mit rund 41/2 Millionen Palmen bepflanzt, von denen jedoch erst «annähernd ^ Erträge liefern. Dieser Bestand wird noch vergrößert durch die im Besitz der Eingeborenen befindlichen wilden und halbwilden Palmen, die seit Jahren unter dem Einfluß der deutschen Regierung vermehrt worden sind. Ihre Zahl kann mit ungefähr 3 Millionen in unsere Beregnungen eingestellt werden, so daß sich als Gesamtbestand an Kokospalmen die Zahl von 754 Millionen ergibt.

Altes Schutzgebiet......

Marschall-Inseln......

Ost Karolinen.......

West Karolinen, Palau, Marianen . Camoa.........

31098 b» 2 480 .

800 2061 4 838

Zusammen 41327 bs.