Der Staatssekretär des Reichskolonialamts Exzellenz Solf an den Herausgeber des „Neuen Deutschland"
Sehr geehrter Herr Dr. Grabowsky!
Ihre Absicht, das nächste Ergänzungshest zu der von Ihnen herausgegebenen Halbmonatsschrift: „Das neue Deutschland" kolonialen Fragen zu widmen, begrüße ich mit Dank und Freude. Wie die unvergleichlichen Erfolge unseres Heeres und unserer Flotte auf den europäischen Kriegsschauplätzen die ebenbürtigen Heldentaten der Verteidiger unserer abgeschnittenen Schutzgebiete in der Öffentlichkeit in den Hintergrund drängen, so findet auch die Zukunft unserer kolonialen Vetätigung in den Erörterungen über die Friedensziele nicht immer und nicht auf allen Seiten die ihr gebührende Würdigung. Der Krieg hat freilich, wie mit Genugtuung anerkannt werden muß. die große Masse der Arbeiter, die der kolonialen Bewegung bisher gleichgültig oder ablehnend gegenüber standen, zu ihren überzeugten Freunden gemacht. Aber andere politische Kreise, die vor dem Kriege unsere Kolonialpolitik bedingungslos unterstützten, zeigen jetzt leider geringeres Interesse an dem Wiederausbau unseres überseeischen Besitzes, wenn sie ihn nicht gar mit einer Geste des Unwillens als mehr oder weniger nebensächlich an das Ende der zu erstrebenden Ergebnisse des Krieges zu schieben suchen oder doch von Bedingungen abhängig machen, deren Kausalzusammenhang mit unserer Kolonialpolitik ich nicht erkennen kann. Um so verdienstlicher ist es, daß Sie mit dem neuen Unternehmen zur Belebung und Vertiefung des kolonialpolitischen Verständnisses und zur Stärkung des kolonialpolitischen Wollens beitragen.
Wer sich gegenwärtig hält, daß zu dem Ihrer Zeitschrist nahestehenden
Kreise einige der ältesten und bewährtesten Vorkämpfer der kolonialen Sache
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