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Die Zukunft der deutschen Kolonien / hrsg. von Adolf Grabowsky und Paul Leutwein
Entstehung
Seite
34
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Die Schutztruppen / Alfred Keil

Ausgehend von der Erfahrung, die alle kolonisierenden Mächte gemacht haben, daß die Erschließung und Entwicklung von Gebieten, die von Völkern niederer Kulturstufe bewohnt sind, nur erfolgen kann unter dem Schutz militärischer Machtmittel, erfolgte in den von der Reichsregierung in Verwaltung genommenen Schutzgebieten die Errichtung von Schutztruppen oder auch, wo die Verhältnisse es zuließen, von Polizeitruppen.

Zweck derselben war die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in den Schutzgebieten und die Unterdrückung des Sklavenhandels."

So kennzeichnet der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf die Aufgaben der Schutztruppen, in deren Erfüllung diese vor Ausbruch des gegenwärtigen Krieges Leistungen vollbrachten, die für alle Zeiten im Buch der Geschichte verzeichnet stehen. Wir werden sehen, daß sie auch die im Laufe des Weltkrieges an sie herangetretenen, unvorhergesehenen schweren Aufgaben in ungeahnter Weise zu lösen im Stande waren.

In Ostafrika war die erste Aufgabe der Schutztruppe die Niederwerfung des Araber- Aufstandes im Jahre 1889. Hier war im Jahre 1888 zwischen dem Sultan von Zansibar und der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ein Vertrag zustande gekommen, nach welchem die Verwaltung der Küste des Festlandes und die Zollerhebung im Namen des Sultans auf die Gesellschaft übergehen sollte. Als die Durchführung dieser Vereinbarungen begann, empörten sich die dort seit Jahrhunderten ansässigen Araber und die von ihnen abhängigen Eingeborenen. Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft wandte sich um Hilfe an das Deutsche Reich, worauf der Reichstag beschloß,die deutschen Interessen in Ostafrika zu schützen". Mit der Nieder­werfung des Aufstandes wurde Mo.jor d>m Wißmann betraut, der seine Aufgaben mit einer aus dem Nichts geschaffenen Truppe aufs glänzendste löste. Am 8. Mai 1889 wurde das stark befestigte Lager Buschiris angegriffen und erstürmt. Jubelnd brauste zum ersten Male das von den farbigen Soldaten angenommene Hurra über das afrikanische Schlachtfeld.

Viele Gefechte hat die Truppe seither geliesert, und mit wenigen Ausnahmen waren sie siegreich. Der schwerste Schlag, den die Truppe erlitten hat, war der Untergang der Expedition Zelewski durch die Wahehe am 17. August 1891; seinen und seiner Getreuen Tod rächte Oberst von Schele im Jahre 1894 durch die Erstürmung der Feste Jringa in Uhehe. Bei Kilossa,, Tabora, am Viktoria-See und am Kilimandscharo wurde mit Auszeichnung gefochten. Viel­fach und an weitauseinandergelegenen Teilen der Kolonie benötigte die Unbotmü'ßigkeit der Eingeborenen ein bewaffnetes Einschreiten der Truppe; irgendwo gährte es immer. Eine» schwierige Aufgabe bedeutete für die Schutztruppe die Niederwerfung des großen Aufstandes in den Jahren 1905/07. Aber auch diese Kämpfe führte sie siegreich zu Ende, die Ruhe wurde wiederhergestellt, die Schutztruppe hatte auch diesmal voll und ganz ihre Schuldigkeit getan. Durch Allerhöchste Kabinetts-Order sind siebenundsiebzig Unternehmungen, Gefechte und kriegerische Zusammenstöße bestimmt worden, die als Kriegsjahr in Betracht kommen; tatsächlich ist ihre Zahl bedeutend größer. Wenn so die Schutztruppe auf kriegerischem Gebiete aus­gezeichnete Leistungen aufzuweisen hat, wenn sich Kriegsglück und Erfolg fast immer an ihre Fahnen heftete, so ist sie doch vom Unglück nicht verschont worden und groß ist die Zahl derer, die auf dem Felde der Ehre oder infolge der Einflüsse des tropischen Klimas frühzeitig ge­storben sind.

Schwerer, viel schwerer als der ostasrikanischen Schutztruppe ist der südwestafri- k a n i s ch e n ihre Kulturpionierarbeit gemacht worden. Die erste Aufgabe der im Jahre 1889 unter Hauptmann von Francois nach Südwest entsandten Schutztruppe war, den schon seit Menschenaltern geführten, auf unauslöschlichem Haß beruhenden furchtbaren Kämpfen zwischen zwei großen Rassen, den Herero und Hottentotten, ein Ende zu machen. Drei Jahre lang