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Die Zukunft der deutschen Kolonien / hrsg. von Adolf Grabowsky und Paul Leutwein
Entstehung
Seite
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Die Zukunft unserer Südsec-Kolonien im Rah­men des Mächteausgleichs im Pazific/Richard Thurnwald

Das Zurückverlangen der widerrechtlich entrissenen Kolonien ist für Deutschland eine Forderung der Notwendigkeit. Nicht nur das, es wäre wünschenswert, daß bei Friedensschluß überhauptoffene Tür" in allen Kolonialgebieten europäischer Mächte gewährleistet würde. Das erst winde eine Basis sein, auf der die deutschen überseeischen Unternehmungen sich wieder entfalten könnten.

I.

Nach dem Kriege werden wir, wenigstens in der ersten. Zeit noch, mit einem sehr ab­geschlossenen Wirtschaftsgebiet zu rechnen haben. Der Krieg hat uns die Handelsbeziehungen nicht nur mit den Feinden zerrissen, die Blockade hat uns nicht nur von, den Neutralen abgeschnitten, der Abbruch der Beziehungen z. B. mit den süd- und mittel­amerikanischen Staaten nicht nur unsere Geschäftsverbindungen dort ernstlich geschädigt, son­dern andere haben sich auch in dem von uns verlassenen Nest breit gemacht: Japaner und Bankees.

Unsere Wirtschaft muß sich nach dem Kriege durchaus neu orientieren, sie muß ein ganz neues Gebäude aufführen. Wenn auch die Schwüre der Engländer, mit uns zehn Jahre lang keinen Handel zu treiben, nicht allzu lange vorhalten werden, soviel ist sicher, daß wir un­mittelbar nach dem Kriege großen Schwierigkeiten, Vorurteilen und Reibungen im auswär­tigen Verkehr begegnen werden, wo wir auch erscheinen. Das ist ein Grund dafür, unser Haus zunächst so einzurichten, daß wir in unserem Bedarf von außen so unabhängig wie möglich sind.

Schon bei der Erwerbung unseres Kolonialbesitzes war das die leitende Idee. Unsere Schutzgebiete sind sa in der Tat fast alle Wirtschaftskolonien, nur Südwest-Afrika kommt als Siedlungskolonie in Betracht.

Obne Kolonialprodukte können wir nun einmal nicht existieren, und was die Kolonien draußen hervorbringen, bedürfen wir dringend dabeim. Die Südseekolonien z. B. produzieren vor oll"M vegetabilische Fettstoffe, die wir jetzt so sehr entbehren. Das Fleisch der Kokosnuß, die vorwiegend dort gepflanzt wird, kommt in gedörrtem Zustand als Kovra hierher und wird zu erstklassigem Butterersatz ich erinnere nur an die bekannten MarkenPalmona" und Palm-Butter" und dergleichen verarbeitet; mindere Qualitäten Kovra werden für andere Fette oder Seife verwendet. Die Rückstände bei der Ll- und Fettawinnung (Kokoskuchen) bieten der deutschen Landwirtschaft ein vortreffliches Futtermittel. Außer der Kokosnuß svielt Kakao, besonders auf Samoa, eine wichtige R^lle. Auf den Karolinen wird das kostbare Pbospbat gewannen, das als Dünaemitt"l so wichtig ist. Gold und auch Platin, die neuer­ding?, im Kgiser-Wilbelm-?cmd sNeu-Guinea) gefunden wurden, barren der Ausbeutung. Zweifellos bergen die Gebirgszüge des Innern N"ch andere Erze. Außerdem kommt für die Ausfubr noch die Faser von Sisal-Hanf. Kautschuk. Perlmutter-Muscheln, Schildpatt und Trepana in Betracht. Der Anbau von Kaffee und Tabak ist noch wenig entwickelt, könnte aber durchgefübrt werden. Es ist keine 5?rcme, dgß aus Neu-Guinea ebensoviel herausgeholt werden könnte, wie aus Java; die natürlichen Voraussetzungen dazu sind vorbanden.

Eine Schwierigkeit stand der Entwicklung des Südsee-Schutzgebietes vorläufig im Wege; es sind die menschlichen Arbeitskräfte. Die Eingeborenen reichen nur für die Kokosnuß-Plan-