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Die Deutschen im tropischen Amerika (Mexiko, Mittelamerika, Venezuela, Kolumbien, Ekuador, Peru und Bolivien) : mit Übersicht über die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Länder / von Wilhelm Wintzer
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60 Förderung des deutschen Einflusses. Handel u. nationale Zukunft. 15. Heft.

Erkenntnis, daß jede Entwicklung des Landes die Aaufkraft und Rauflust bebe, die dann jeden: Handeltreibenden zu gute kommt. Es ist leider noch so, daß bei den spanisch-amerikanischen Deutschen die Neigung vorherrscht, vor jeder Zuwanderung abzuraten. Man möchte den Nahm von der Milch des Landes selbst abschöpfen. Man fürchtet daher entweder die Aonkurrenz des erfolgreichen oder die Bettelei des Schiffbruch leidenden Aaufmanns. Mährend fast jeder deutsche Aon- sulatsbericht, wobei übertriebene Gewissenhaftigkeit auch eine Rolle spielen mögen, den Eindruck macht, daß deutsche Einwanderung nicht empfehlenswert ist, ist bei den französischen Aonsulatsberichten das Gegenteil der Fall. Mangel an Gemeinsinn und an Bewußtsein ihrer nationalen Aufgabe zeichnet leider noch immer die Deutschen des Auslandes vor anderen Nationen aus. Die Gründung deutscher Handelskammern im Ausland, die Graf Bülow eben deswegen Ende Februar s 900 in der Budgetkommission des Reichstags ganz von der Hand wies, könnte gerade die deutschen Aaufleute allmählich für die Znteressen einer nationalen Handelspolitik erziehen. Graf Bülow hatte Anrecht, diesen Gedanken so leichthin von der Hand zu weisen. Jedes Bestreben, den deutschen Güter- und Warenaustausch über See auszudehnen und namentlich unkultivierte Länder mit großer kultureller Zukunft für deutsche Einflüsse zu retten, berührt den Lebensnerv und die Haupttriebfeder für das künftige Wachstum un­serer Rasse über ihre gegenwärtigen engen Grenzen und damit die Lebensfrage unserer nationalen Zukunft über­haupt. Wollen wir nun einmal nicht in Deutschland hinterm Ofen sitzen und eine auf Europa beschränkte Macht zweiten oder dritten Ranges hinter den großen Ueberseemächten der Zukunft, Eng­land und Nordamerika, und der großen Landmacht der Zukunft, Ruß­land, bleiben, oder wollen wir für die außereuropäische Zukunft unserer Rasse nicht einmal blutige Arie ge zu führen gezwungen sein, so sind die Ausdehnung unseres Handels und der Schutz desselben durch die Flotte nationale pflichten, die in dem Aatechismus jedes deutschen Politikers auf der ersten Seite stehen müssen. Wo deutsche Aausleute in der Fremde mit ihrem Schweiß sich redlichen Besitz er­worben, wo deutsche Fabrikschlote im Ausland rauchen und der deutsche plantagenbauer den Urwald rodet, da sind die Samenkörner hinein­gelegt, aus denen der Baum der germanischen Zukunft außerhalb Europas, d. h. einer unserer Rasse würdigen Zukunft überhaupt, emporwachsen kann. Die Beispiele, daß handeltreibende Völker, wie Engländer oder Phönizier, verweichlichten oder entarteten also müßte es u n s ebenso gehen, sind, sofern überhaupt wahr, Trugschlüsse. Man könnte ebensogut sagen: fahr' nicht übers Meer, 's ist schon mal jemand hineingefallen. Wir sind keine Engländer oder Phönizier und sofern wir in Einseitigkeit^: geraten sollten, würden wir sie so gut wie die Engländer korrigieren können. Uns benebeln lassen von Theorien, wie die von derEntbehrlichkeit" oder der