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Die Deutschen im tropischen Amerika (Mexiko, Mittelamerika, Venezuela, Kolumbien, Ekuador, Peru und Bolivien) : mit Übersicht über die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Länder / von Wilhelm Wintzer
Entstehung
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^5. Heft. Verteilung der Lrwerbszweige auf die fremden Kolonien.

gewährt der galante Präsident die oft mit Aufdringlichkeit geforderte Audienz. Die amerikanischen Eisenbahngesellschaften thuen das ihre, um durch Reklame Reisende in großer Zahl aus die Bahnstrecken im sonnigen Mexiko zu locken. So ist es in der biZ-b like der großen Städte der nördlichen Republik bereits Mode geworden, neben dem trip to bmrop>e auch einen solchen nachdem Palästina der neuen Welt" zu machen und damit das Band zwischen Nordamerika und Mexiko immer enger zu schließen. Diese Thatsachen schaffen natür­lich der Gründe mehr, die später eine Einmischung des nachbarlichen Riesen in die inneren Verhältnisse der schwachen südlichen Republik rechtfertigen könnten. Einmal begonnen kann aber von porsirio Diaz diese Politik nicht an irgend einem Punkte ausgehalten werden, sosehr auch die Sympathieen seiner Landsleute sich unwiderstehlich und seit dem Ariege um dieFreiheit" Tubas immer mehr von den Beglückern aus dem Norden abwenden. Die Einwanderung wird daher unzweifel­haft doch einmal zu einer friedlichen Aufsaugung Mexikos durch die Vereinigten Staaten führen.

Mährend die Amerikaner (so nennt man in Mexiko schlechthin die Bewohner der Vereinigten Staaten) sich wesentlich mit dem Eisenbahnbau und -Betrieb, mit Bergbau, Handel mit land­wirtschaftlichen Maschinen und Geräten oder Landesprodukten und nur zum kleinen Teil mit der Anlage von Pflanzungen in Mexiko be­schäftigen, hat die größte A o l o n i e*) der Hauptstadt, die spanische, den meisten Aleinhandel in Aolonial- waren, kleineren Eisenwaren, Galanterie-, Papier-, Posamentier- und Manufakturwaren an sich gebracht. Erst in letzter Zeit dehnt sich der Handel der Amerikaner in Aolonialwaren bedeutender aus. Meist hat der Export kalifornischen Gbstes und Weines die Veran­lassung dazu gegeben. Auch Hacienden sind zu großem Teil in spanischem Besitz.

Die Franzosen dagegen beherrschen in der Hauptstadt so­wohl wie im ganzen Lande den M a n u s a k t u r w a r e n h a n d e l, aus dem sie die darin früher herrschenden Deutschen fast ganz zu vertreiben verstanden haben. Sie besitzen in der Hauptstadt Manu- sakturwarenhäuser von einer Größe, die jeder europäischen Hauptstadt Ehre machen würde.

Demgegenüber stehen die Deuts ch e n des Landes im Handel mit großen und kleinen Eisenwaren, Galanterie-, Luxus-, Glas- und Porzellanwaren, Uhren, Musikinstrumenten und Musikalien fast einzig und jedenfalls dominierend da. Der Bankbetrieb, der Handel mit Zuwelen, mit optischen und chirurgischen Instrumenten, der Drogen- und Themikalienhandel, der Apothekenbetrieb und der plantagenbau sind zu einem bedeutenden Teil in deutschen Händen. Später wird davon des Näheren gehandelt werden.

*) Da die Spanier in Sprache und Aussehen mit den Mexikanern das meiste gemein haben, ist eine Unterscheidung beider nicht leicht. Dennoch steht es fest, daß noch mehr Spanier als Uordamerikaner in der Hauptstadt ange­siedelt sind.