15. Lieft. Die Fruchtbark. d. Plateaus v. Anahuac. Der tropische Süden.
aromatisches Getränk. Granaten, Feigen, Pfirsiche, Kürbisse, Wassermelonen und besonders Frijoles (braune harte Bohnen) und Thile (der grüne, im getrockneten Zustand rote spanische Pfeffer, der herz- gesormte taschenartige Früchte trägt), diese Gewächse, welche die Hauptvolksnahrungsmittel darstellen, sind auf mexikanischem Boden in ihrem eigentlichen Elemente. Ebenso scheint das bei der hier überall üppig, meist als einziger Schattenbaum gedeihenden (bei uns oft „deutsche Pappel" genannten) Schwarzpappel der Fall zu sein.
Nach Süden zu steigt die Hochebene im Plateau von Ana- huac zu dem am dichtesten bewohnten und wichtigsten Teile des Landes 2000—5000 m hoch empor. Die Fruchtbarkeit des Bodens hat hier auch zu Bauernansiedlungen geführt, die in Dörfern mit schindelgedeckten Häusern zusammenliegen. Die Natur des Nordens bedingt dagegen ausschließlich den Großbetrieb, namentlich in der Biehwirt- schaft, so daß dort außerhalb der Städte meist nur einzelne flache Adobehäuser vorhanden sind, die in orientalischer Art gebaut, zusammen mit einigen Arbeiterhütten Ranchos (Höfe) oder Hacienden (Güter) bilden, die viel mehr Biehwirtschaft als Ackerbau treiben. — Die Hochebene von Anahuae, besonders die nähere Umgegend der Hauptstadt , erzeugt in ungeheueren Mengen den Pulke (pnl^ue), den zur Gährung gebrachten Saft der Agave- oder MagueF- oder Aloepflanze, die in Mexiko eine Höhe von H—5 rn erreicht. Endlose Ebenen sind regelmäßig mit dieser pflanze bestellt, die dem Indianer und Mexikaner des niederen Nolkes (pelacko) das unschätzbare tägliche Getränk liefert. In taufenden von Hektolitern wird es täglich besonders in den kunterbunten meist ekelhaft schmutzigen Kantinen der Hauptstadt verzapft. Mit Maß genossen ist dies milchartig aussehende, säuerlich erfrischend schmeckende Getränk sehr gesund. Leider wirkt jedoch das Uebermaß des Genusses sehr hald berauschend. Der Transport vom Pulke Trunkener in besonderen Karren gehört daher in Mexiko zum täglichen Straßenbild. Da es sich nur 2 bis 5 Tage hält, ohne stinkend zu werden, ist es nicht exportfähig. Der Anbau ist fast ausschließlich in den Händen von Mexikanern und Spaniern. Hier auf dem Plateau von Anahuac gedeihen außerdem fast alle Fruchtarten der gemäßigten und der heißen Zone in wunderbarer Güte, und die meilenweit reich angebaute Gegend erinnert den Reisenden lebendig an die gartenähnliche Landschaft europäischer Kulturländer.
Unweit der Hauptstadt fällt die mexikanische Hochebene nach Süden, Osten und Westen ab, meist nicht allmählich sondern schroff, indem Riesenberge die Grenzwacht nach den südlichen und dem an der Küste gelegenen tropischen Hügel- oder Tiefland halten. Hier sind die Stellen, wo man, wie besonders am Titlaltepetl, droben im reinen Himmelsblau den weißen Schneegipfel in der Sonne flimmern sieht, während das Auge durch alle Zonen der Erde bis hinunter zu den Gärten schweift, in denen sich riesige Palmenwedel über Apfelsinen- bäumen wölben oder im heißen Schatten der Banane die glutrote