Kolonie und Heimat. — Behörden. Verbindungsmittel.
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Vorarbeiten für die Regelung der Grenze zwischen Südwest und Angola (Verbindung zwischen Kunene und Okawango) sind von deutscher Seite erledigt worden.
Schließlich ist für Kiautschou an der Festlegung der Grenze durch eine deutsch-chinesische Kommission derart gearbeitet worden, daß durchweg auch schon die Grenzsteine aufgestellt werden konnten und in dem Umkreise von rund 62 qkm ein Grenzgraben ausgeworfen ist.
Zweiter Abschnitt.
Kolonie und Heimat.
I. Behörden.
Des Wandels an der obersten Stelle der Kolonialregierung ist bereits gedacht, in dem gehörigen Zusammenhänge der großen politischen Ereignisse: rler Staatssekretär von Lindequist ist durch den Staatssekretär Dr. Solf ersetzt worden. Wer den neuen Staatssekretär in einer Zeit beobachten konnte, wo gewisse Kreise mit Angriffen gegen ihn nicht Haus hielten, dem wird das im besten Sinne selbstbewußte, zielsichere Wesen des neuen Leiters unserer kolonialen Interessen eine Gewähr für ihre geschickte und lautlose Führung bieten. Möchte seine Amtsführung auch von dem Glücke begleitet sein, dessen nun einmal auch der Tüchtigste nicht entraten kann!
Die ständige wirtschaftliche Kommission der Kolonialverwaltung ist unter dem Vorsitze ihres Begründers, des Staatssekretärs von Lindequist, am 28. September zu ihrer ersten Tagung zusammengetreten. Sie war der gründlichen Erörterung der Kreditorganisationen in den Schutzgebieten mit besonderer Berücksichtigung der in anderen Ländern gemachten Erfahrungen gewidmet 1 ). Die einzelnen Phasen der Verhandlung können hier nicht verfolgt werden. Zu wünschen wäre es, daß den eingehenden Beratungen, an denen sich auch die führenden Vertreter der deutschen Bankwelt beteiligt haben, alsbald auch Taten folgen.
Die allzeit wichtige Frage der „Förderung der Handelsverbindung der Schutzgebiete mit dem Mutterlande“ mußte leider von der Tagesordnung abgesetzt werden; ebenso die durch die wirtschaftlichen Vorgänge des letzten Jahres in den Vordergrund gedrängten „Maßnahmen gegen unsolide koloniale Neugründungen“.
II. Verbindungsmittel.
Die Telegraphenverbindung mit der Heimat hat greifbare, verwendbare Besserung immer noch nicht erfahren. Das Kabel Emden—Teneriffa—• Monrovia hat zwar Pernambuco erreicht, nicht aber schon — Togo und Kamerun. Die Telefunkenverbindung erscheint aussichtsvoller. In Ostafrika sind zwei Stationen dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. In Südwest werden Stationen in Swakopmund und Ltideritzbucht errichtet. In Kamerun wird eine Station in Duala hergestellt, die auch den Verkehr nach Togo vermitteln soll; der Staatssekretär des Reichspostamts
d Bericht im Kolonialblatte 1912, S.toi, namentlich das Referat von Zöpfel (S. 128).