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Die deutschen Schutzgebiete und ihr wirtschaftlicher Wert : Abriß der deutschen Kolonialgeschichte, Beschreibung der deutschen Kolonien und Untersuchung ihrer wirtschaftlichen Bedeutung / von A. Seidel
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Kiautschou.

5. Das Schutzgebiet Kiautschou in Ostasien.

Südlich von der Mündung des Hoangho streckt sich eine im Mittel 125 irrn breite Halbinsel in das Meer und scheidet die Tschilibucht vom Gelben Meer. An der Südseite dieser Halbinsel, da wo sie zum Festlande über­geht, öffnet sich die Kiautschoubucht, deren Einfahrt unter dem 36. Grad nördlicher Breite liegt. Sie ähnelt in ihrer Form dem Jadebnsen.

Längs der Südküste der Schantung-Halbinsel erstreckt sich ein Gneisgebirge, das durch tiefe Quertäler mannig­fach zerrissen und zerklüftet wird. Da, wo das Meer in diese Einschnitte eingedrungen ist, sind tiefe Buchten mit meist enger Einfahrt entstanden; die geräumigste derselben ist die Kiautschoubucht. Nördlich von der schmalen Ein­fahrt erhebt sich die zerrissene Bergkette im Lauschangebirge als weithin sichtbare Landmarke bis zu einer Höhe von 1400 m, während der Tamoschan und Huangtau im Süden nur eine Höhe von etwa 600 m erreichen. Dahinter wird die Bucht nochmals durch einen Landvorsprung ein­geengt, der sich der Insel Tschiposchan gegenüber ostwärts ins Meer erstreckt. Die eigentliche Bucht hat eine Länge von 33, eine Breite von 26 llm; im Bereiche des Küsten- gebirges fallen die Ufer meist steil ab, sonst sind sie flach oder leicht abgedacht und werden nur selten von einzelnen Hügeln unterbrochen. Die günstigen Tiefenverhältnisse der Bucht werden an der Nordost- und Westseite, je mehr man landeinwärts kommt, durch große Sandablagerungen beeinträchtigt. Doch umfaßt die für Kriegsschiffe zugäng­liche Wasserfläche immer noch einen Raum von 56 gkw, vermag also der größten Flotte Unterkunft zu gewähren. Bei Ebbe fällt das Meer um 3 bis 4 m und legt einen breiten, seichten Wattenstreifen trocken. Auch bei strenger