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T. 1 (1914) Die Reise: Eindrücke und Beobachtungen / unter Mitarb. von Marie Pauline Thorbecke und Leo Waibel
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die beiden Ecktürme des Jangba und des Jandjom. Unser Standpunkt war dem Jangba näher; in der Abendsonne glänzten die Riesenwände dieses spitzen Felsberges, den in seinen unteren Teilen dichter Wald umzieht [Tafel 47, Abb. 2].

Nach Westen dehnt sich in halber Gipfelhöhe bis zum fernen Jandjom die breite, innere Hochfläche des Gebirges, über der ein Kranz spitzer Zacken und runder Kuppen aufsteigt; mauerartig steil fällt sie ab, in ihrer Mitte öffnet sich gegen Nordwesten ein breites Tal, durch das ein großer Teil der inneren Gebirgsfläche zum Mbam entwässert wird. Auch hier senkt sich, wie bei andern vorher beobachteten Inselbergen, das Vorland zum Gebirge. Jetzt wurde uns auch klar, warum die Savanne zwischen Ditani und der Nordseite der Berge so wasserarm ist: alle Gewässer fließen den beiden Häuptbächen zu, die in der Senke nach Osten und Westen ausbiegen.

Vom Dorf Jangba, unmittelbar am Fuß des gleichnamigen Berges, er­zwangen wir gegen den Willen der Dorfbewohner eine Besteigung des kühn gebauten Felskegels [Tafel 48, Abb. 1]. Beim Aufbruch am frühen Morgen lag dichter Nebel in großen, grauen Schwaden über der ganzen Ebene, ein Nebel­kranz hing um den Berg und versperrte jeden Blick auf seine Spitze. Steil ging es in dichtem Wald hinauf, anfangs auf leidlich gutem Weg, bis zu den Trümmern einer alten Siedelung, die auf dem Sockel in etwa 1000 m Meeres­höhe gelegen war. Wald und Berg boten genügend Schutz gegen die Wute, die vielen ölpalmen des Hanges werden noch heute genutzt.

Als wir aus dem Wald heraustraten, ragte plötzlich über uns die steile Pyramide des Jangba mit ihren fast senkrechten, 300 m hohen, kahlen Fels­wänden auf. Tiefe Rillen hat das Regenwasser in sie genagt, die ganze Wand ist in zahllose Säulen und Säulchen aufgelöst; wie ein ungeheurer Schratten­kegel hebt sich der Berg aus dem Waldkranz. An dieser Stelle war ein Anstieg unmöglich, aber unser Führer wußte einen andern Pfad, der in weitem Umweg erst auf die innere Hochfläche führte, dann steil aufwärts durch dichten Regen­wald mit einzelnen ölpalmen, und schließlich über Riesenblöcke zwischen kurzem Gras den Gipfel erreichte. Ein Granitwürfel bildet die höchste Spitze, die nach allen Seiten senkrecht in 6 m hohen und breiten, ganz glatten Wänden abfällt. Da hinauf zu kommen war unmöglich, wir machten am Fuß halt.

Die innere ungefähr dreieckige Hochfläche wird an der Südost- und Südwest-Seite von einem Kranz hoher Gipfel umrahmt, nordwärts aber bricht sie ohne Randerhöhung steil ab. Sie ist bereits stark zertalt. Die Rücken zwischen den tief eingeschluchteten Bachbetten sind mit dichtem, aber verhältnis­mäßig niedrigem Gras bedeckt, die Länge der einzelnen Halme bleibt weit zurück hinter denen der Grasfelder der Niederung. An den steilen Talwänden tritt vielfach nacktes Gestein zu Tage in großen, glattgewaschenen Schalen, stets Granit. Die Talgründe sind mit dichtem Wald erfüllt, der sich da, wo die Hauptbäche aus dem Gebirge heraustreten, an den Hängen hinunterzieht. Oben wohnt niemand, und kein Weg führt über das Gebirge, war uns unten im Dorf gesagt worden. Und nun sahen wir auf der inneren Hochfläche Felder und kleine Farmdörfer, und ein oft begangener Pfad sollte, wie jetzt unser Führer erklärte, quer über das Gebirge führen. Wir schwankten, ob wir diese