Teil eines Werkes 
T. 1 (1914) Die Reise: Eindrücke und Beobachtungen / unter Mitarb. von Marie Pauline Thorbecke und Leo Waibel
Entstehung
Seite
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Bamum

Wenn man nach dem tagelangen Marsch über Öde, schwarz gebrannte Steppe den schon stark in Verfall begriffenen Wallgraben der Hauptstadt Fumban passiert hat, dann öffnet sich den Augen ein überraschendes Bild. Grün ist es, wohin man blickt, nach all dem toten Schwarz vorher; überall liegen dicht bei einander große und kleine Gehöfte, jedes umgeben von einem Kranz von frischem Grün, von Planten, hohen Palmen, dichten Laubbäumen und wohlgepflogten, reichen Äckern. Wohnen doch hier auf verhältnismäßig engem Raum, innerhalb des alten Wallgrabens, an 20 000 Menschen zusammen, ein Viertel der Be­völkerung des ganzen Landes, die nach des Häuptlings Aussage etwa 80000 Seelen stark sein soll.

Mein Mann ist schon auf früherer Reise in Bamum gewesen, der Aufent­halt, den wir jetzt hier nahmen, dauerte fast 3 Wochen, und auf dem Rück­marsch am Ende der Expedition haben wir noch einmal einige Tage in Bamum Rast gemacht, um unsere dort gebliebenen Sammlungen zu verpacken.

Ich will hier, ohne besondere Rücksicht auf die Zeit, in der die einzelnen Beobachtungen gemacht sind, ein Bild dessen geben, was ich von Bamum ge­sehen und gehört habe.

Das Volk der Bamum steht kulturell unzweifelhaft am höchsten unter allen Stämmen des Graslands. Es ist hervorgegangen aus einer Mischung und Verschmelzung von im Lande Ansässigen mit einer Herrenschicht, die von Nord-Osten, von Tikar her, eingewandert ist. Diese Einwanderung mag 100150 Jahre zurückliegen. Ein Häuptlingssohn von Bamkin, der sich dem zur Herrschaft gelangenden Bruder nicht unterstellen wollte, zog mit einer Schar von Tikarleuten westwärts, erldomm das 400 m höher gelegene, steile Bamum- Plateau und unterwarf die eingeborene Bevölkerung. Noch heute deutet eine Ortsbezeichnung in der Stadt Fumban auf den entscheidenden Sieg hin. In direkter Folge, bei der das größte Gewicht auf reine Abstammung, auch mütter­licherseits, von den eingewanderten Tikar gelegt wird, haben die Häuptlinge das Land Bamum beherrscht und Thronstreitigkeiten im Innern, blutige Kämpfe nach außen immer wieder zu gutem Ende geführt. Gegen die von Osten andrängenden Fullah ist vielleicht in Erinnerung an die Tikarsitte der doppelte Ring von Wallgräben um die ganze Stadt gezogen, die schon in ihrer Lage auf einer Aufwölbung über dem Bamum-Plateau einer natürlichen Festung gleicht. Ein­mal nur ist Fumban von Feinden gestürmt, von den wegen ihrer ungebändigtcn Wildheit weit gefürchteten Bansso, die den Vater des jetzigen Häuptlings er­schlugen und mit reicher Kriegsbeute heimzogen.