Nach Tibati
Nach den furchtbaren Regengüssen des Juli richteten wir uns in Joko häuslich ein, um zu „überwintern". Aber das Wetter wollte es anders: Tag für Tag helle Sonne nach kurzen Morgennebeln, nur ab und an ein kleiner Regenschauer. Da duldete es uns nicht länger auf der Station, am 7. August zogen wir noch einmal hinaus, nordwärts in der Richtung auf Tibati. Wir wollten nur zehn bis zwölf Tage unterwegs bleiben; waren wir doch überzeugt, der Regen werde bald ein Arbeiten im Freien verbieten. Wir nahmen daher nur wenig Gepäck und Proviant mit. Doch das Wetter blieb unerwartet günstig, wenn es auch anfangs fast jeden Tag regnete, besonders am frühen Morgen, was uns oft zu recht spätem Aufbruch zwang. Aber ein Gutes hatten die Regen auch hier wieder, sie brachten ausgezeichnete Fernblicke, die uns ganz neue Aufschlüsse über den Verlauf des Ostrands der Ndomme gegen die Djerem-Bucht gaben.
Einige Tage marschierten wir immer ungefähr im gleichen Niveau über die etwa 1000 m hohe Fläche, die sich weit nach Westen, Norden und Osten dehnt. Tief und steil sind in sie die Täler der stark mäandrierenden Gewässer eingeschnitten, die alle nach Westen zum Kim fließen. Erst am Ende des dritten Marschtages, kurz vor Mekam, überschritten wir die Wasserscheide zwischen Kim und Djerem. Vom hohen Talhang des Mekam, über dem gleichnamigen Dorf, überblickten wir eine von Ost nach West in das Hochland eingesenkte, breite und tiefe Bucht, die des Meke-Bangere und seiner wasserreichen Zuflüsse [Tafel 36, Abb. 1]. Der jenseitige Rand der Bucht zog nördlich vom Meke bis dicht an den Djerem; das war die Landstufe, die wir bei gutem Wetter so oft vom Joko-Turm und auch vom Baschu gesichtet hatten. Der Verlauf des Ost-Rands der Ndomme zur Djerem-Bucht war damit klargestellt; auf den bisherigen Karten kam diese deutliche Landstufe überhaupt nicht zum Ausdruck, so wenig wie die Meke-Bucht selbst. Und nach der neuesten Karte schienen da, wo tatsächlich die Meke-Bucht eingesenkt ist, auf der unzerschnittenen Hochfläche noch besondere Bergketten und Einzelberge aufzusitzen; sie trugen auch allerhand Namen, die wir oft nicht identifizieren konnten. Einzelberge sind vorhanden, aber es sind nur mehr niedrige Hügel, die tief unten im Grund der Bucht liegen und bei weitem nicht die Höhe der Steilränder erreichen. Große Sümpfe erfüllen auf weite Strecken die Bucht, in denen mehrfach, einzeln oder in kleinen Gruppen, einmal sogar wie ein lichter Wald zarte, graziöse Phönixpalmen standen; dabei schoß das Wasser der jetzt in der Regenzeit stark angeschwollenen Bäche und Flüsse rasch dahin, braun gefärbt wälzten Meke und Mere ihre Schlammfluten dem Djerem zu. Die sumpfige Niederung des More
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