Von Ngambe nach Linde
In Ngambe erhielt ich von Professor Thorbecke den Auftrag, den südwestlichen Teil des Tikar-Landes, die Landschaften Bukamba und Ditam, zu erforschen und dann in östlicher Richtung an der Südseite der Ndomme-Berge über Linde nach Joko zu marschieren.
Ich brach am 11. Februar 1912 auf. Über das zu bereisende Gebiet war wenig bekannt. Die Straße war topographisch aufgenommen, abseits der Route war terra incognita. Der größte Teil von West-Tikar ist ein unzugängliches Waldland. Am Mbam, an der Bamumstraße, am Kim, bei Ngambe, hält man die Wälder noch für Galerien, die in oft 2—3 km breiten Streifen die Flußläufe begleiten. Je weiter man aber nach Süden vordringt, etwa bis nach Bukamba, oder ostwärts bis an den Abfall der Ndomme, gewinnt man vor allem von hoch gelegenen Punkten aus den Eindruck eines riesigen Waldgebiets. Nur auf den Rücken erstrecken sich schmale Streifen Graslandes.
Zuerst war der Weg nicht beschwerlich; meist führt er über ebene, flache Rücken dahin, die nur von Zeit zu Zeit von steilen, aber wenig tief eingeschnittenen Tälern unterbrochen sind. Nie sieht man in den Tälern Gestein anstehen, der Grund ist sandig, die Ufer sind lehmig. Auf der Karte waren sehr viele kleine Ortschaften eingetragen, dennoch ist das Land dünn besiedelt. Die Regierung hat — wohl der leichteren Kontrolle halber — alle Leute an der Straße angesiedelt. Die Hütten sind ganz aus Gras gebaut, der zylindrische Unterbau aus Lehm fehlt. Das Ganze stellt eigentlich nur eine solide gebaute Graskuppel dar. Der Eingang ist durch ein meist vorspringendes Regendach geschützt. Diese Hütten sind aber nur provisorisch — nach Haussah-Art — angelegt; um ordentliche Häuser zu bauen, sind die Leute erst zu kurze Zeit hier. Die Straße wird von Weißen wenig begangen.
Ich wollte bis an den Kim gelangen, dessen Unterlauf von Ngambe ab noch ganz unbekannt war. Ängstlich suchten mich die Leute im Dorfe Bumbo vom weiteren Vordringen nach Westen abzuhalten: der Fluß sei so weit, ich würde ihn erst am Abend erreichen. Der Grund ihrer Unruhe zeigte sich bald; mitten im Walde traf ich das alte Dorf des Häuptlings, aber keineswegs öde und verlassen, sondern bewohnt, hauptsächlich von Frauen; es war mit vielen Farmen umgeben. Die im Walde versteckten Dörfer haben wir hier überall in Tikar getroffen. Durch das zwangsweise Ansiedeln der Leute an der Straße wird das Land längs gewisser Linien in Kultur genommen, abseits bleibt es brach liegen. Der oberflächliche Reisende erhält einen ausgezeichneten Eindruck von der Kultivierung des Landes, die in Wirklichkeit aber nur Schein ist. Die sowieso scheuen