Teil eines Werkes 
T. 1 (1914) Die Reise: Eindrücke und Beobachtungen / unter Mitarb. von Marie Pauline Thorbecke und Leo Waibel
Entstehung
Seite
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Nord-Tikar

Am frühen Morgen des 30. Januar standen 135 Trägerlasten im weiten Hof des Rasthausos zu Bamum fertig gepackt; endlich kamen auch die Träger, spät erst brachen wir auf. Von allen Graslandnegern ist der Bamum als Träger am schlechtesten und unzuverlässigsten. Noch innerhalb der Stadtuniwallung wurden Lasten fortgeworfen und Leute entflohen mit langen Sätzen hinter einen Drazaenenhag, andere sanken keuchend und stöhnend nieder und erklärten, nicht weiter zu können, unglaublich langsam schob sich die Karawane vorwärts. Dazu die Straße schlechter als irgend eine vorher und Verpflegung kaum zu beschaffen. Das so glänzende Land Bamum hat auch seine Schattenseite im Süden und Osten, fern vom Regierungssitz Bamenda.

Trotz aller Schwierigkeiten bot der Marsch viel Interessantes. Sehr bald, nachdem wir den halb verfallenen Wall und den Graben passiert hatten, ging der Weg steil abwärts; das basaltische Gestein hört auf, mächtige, hellgraue Granitfelsen treten zu Tage. Hier erst wurde uns die vorzügliche, uneinnehm­bare Lage der Stadt Fumban gegen die von Nordosten andrängenden Fullah rocht klar: besser als Wall und Graben schützen die felsigen, jäh abfallenden Hänge der hohen Aufwölbung, auf der sie noch 100 m über dem Banium- Plateau liegt.

Allmählich stiegen wir in einem engen Tal abwärts, das in lichtem Wald große Schätze gut gepflegter Ölpalmen barg, dichterer Wald erfüllte den Grund. Auf der Sohle des immer weiter werdenden Tales lag das Ziel des ersten Marschtags, das Rasthaus Fontab. Hier trafen wir den Missionar Reimer von der Baptisten-Station in Ngambe, der sich mit Frau und Kindern in dem hoch­gelegenen Fumban vom ungesunden Aufenthalt in dem sumpfigen Tikar-Ort erholen wollte. Wenn uns irgend ein Europäer über die Verhältnisse in Tikar Auskunft geben konnte, so war es Reimer, der damals bereits zwei Jahre hier tätig war.

Der nächste Tag führte uns nach einem kurzen, steilen Abstieg hinaus in die grasige Ebene der Mbam-Niederung. Die Borgmauern zu beiden Seiten dos weiten Tales wichen mehr und mehr zurück, bald sah man nur noch ein ausgedehntes, flaches Land, auf dessen kaum merkbaren Bodenwellen große, rundliche Granitblöcke verstreut in verbrannter Savanne lagen; schmale Wasser­läufe zogen, vielfach gewunden, träge durch sumpfige Wiesen.

Wir hatten endgültig das Gebiet der basaltischen Decken und Vulkan- Gebirge verlassen; im ganzen Ost-Mbamland haben wir nirgends auch nur die geringste Spur basaltischen Gesteins gefunden, ein Beweis dafür, daß jüngere