Im Wuteland am Südrand der Ndorame
Vom Turm der Station Joko, wie auch vom Gipfel des Baschu und von manchem Punkt des Wegs dorthin, hatten wir im Süden in der Ebene eine Reihe merkwürdiger Berge gesehen. Es waren nackte, kahle Felsklötze mit senkrechten Wänden, aber ohne jede scharfe Zacke, ohne schroffe Gipfel. Vollkommen rund und glatt erschienen sie aus der Entfernung, gelbrot leuchtete der helle Stein über der grünen, flachen Wute-Ebene, wenn die Abendsonne darauf lag [Tafel 29, Abb. 2]. Der einzige Vergleich, der ihr Aussehen veranschaulichen könnte, ist der mit den Sandgebilden, die kleine Kinder bei uns mit Holzformen herstellen, aber in riesigen Dimensionen, denn wir sahen schon von weitem, daß diese Bergklötze mindestens 200—300 m über die Ebene aufragen mußten. Unser Interesse wurde durch sie lebhaft erregt, und wir brachen am 14. Juni abermals von Joko auf zu einem dieser Berge, der, wie wir hörten, unmittelbar an der großen Straße nach Jaunde liegen sollte.
Die Jaunde-Straße ist eine der wirklich ausgebauten Regierungsstraßen im Innern von Kamerun, und man kann sie wohl in ihrem ganzen Verlauf vorzüglich nennen. Auf ähnlich gutem Weg sind wir später nur noch einmal gezogen, auf dem Rückmarsch zwischen Bamum und Dschang. Unser Weg am 14. Juni hatte ein nicht unbedeutendes Hindernis zu überwinden: wir mußten den steilen Abfall des Ndomme-Plateaus zur Wute-Ebene hinab, die Straße nimmt ihn in mehreren recht steilen Kehren. Wasserläufe sind sehr häufig, sie waren meist durch feste Bohlenbrücken passierbar gemacht, von denen freilich in jeder Regenzeit eine oder die andere durch die stark angeschwollenen Bäche und die von ihnen mitgeführten Steinbrocken zerstört und fortgerissen wird. In zwei Tagemärschen erreichten wir, immer auf der guten Straße, das Dorf Woimane, am Fuß des letzten, noch mit den Ndomme zusammenhängenden Gebirgsausläufers. Der nächste Morgen brachte uns rasch hinaus in die freie Wute-Ebene, und bald tauchte über den Savannenbäumen und dem jetzt schon wieder über meterhohen Gras das Ziel unsrer Wanderung, der Bergklotz Fui auf [Tafel 30, Abb. 1]. Steil und unvermittelt ragt dieser kahle Granitberg aus einer sumpfigen Niederung, bis zum Fuß ist das nackte Gestein sichtbar, auf dem Gipfel wächst nur spärliches Gras und einzelnes niedriges Gebüsch; schmale, schwarze Wasserfurchen sind in die Wände eingewaschen. Am meisten überraschte uns eine Erscheinung, die wir bisher noch nie in solcher Deutlichkeit beobachtet hatten: von dem glatten, unzerklüfteten Felsklotz war das Gestein schuppenartig abgesprungen in Schalen, die zwischen 10 und 50 cm dick waren. Dieses Abspringen geschah augenscheinlich von unten nach oben; an vielen Stellen bemerkten wir, wie eine obere Gesteinspartie über die untere mit scharfer Kante hervorragte,