Teil eines Werkes 
T. 1 (1914) Die Reise: Eindrücke und Beobachtungen / unter Mitarb. von Marie Pauline Thorbecke und Leo Waibel
Entstehung
Seite
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dreißig von der Straße aufgelesene Leute. Sie mußten daher dreimal denselben Weg hin und zurück machen, hatten wir doch außer den Lasten den Kranken in der Hängematte zu befördern.

Das schwülheiße Wetter der letzten Wandertage hielt an, die ganze Land­schaft steckte in dickem, weißem Dunst, der aber kein Nebel war. Erst ein heftiger Tornado mit furchtbaren Regenfluten brachte in der Mittagsstunde des 4. April die ersehnte Abkühlung und freien Fernblick. Aber in der Nacht brannte schon wieder die Steppe im Nordosten lichterloh, so rasch war das Gras in der stechenden Nachmittagssonne getrocknet.

Wir hatten unser Lager einen guten Tagemarsch ostwärts verlegt in den kleinen Tikarort Bambu, an der großen Straße nach Jöko ; er liegt unmittelbar am Fuß der langgestreckten, steilen Gebirgsstufe, die wir immer in Mongong vor uns sahen, und an deren höchstem Teil ich auf dem Wog nach Linde westlich vorbeimarschiert war. Die Besteigung eines freiliegenden Vorbergs, unmittelbar über dem Dorf, endete als erfolgreiche Jagd auf Wasserböcke; diese gewaltigen, einer Kuh an Größe gleichenden Antilopen kommen sehr zahlreich hier im Gebirge vor.

Am 6. April stiegen meine Frau und ich auf den höchsten Gipfel der Stufe, den Bamadurru, der die breite, von zwei fast losgelösten Vorbergen um­rahmte Talsenke des Egong im Süden abzuschließen schien. Der Egong fließt auf der Nordseite der Ndommc zum Kim, nicht, wie unsere Karten angaben, zum Mnem. Die Wasserscheide ist allerdings in diesem Teil der Ndomme in

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den Geländeformen so wenig ausgeprägt, daß sie nur durch Erkundungen fest­gelegt werden kann.

Es wurde glühend heiß, wir hatten den Anmarsch unterschätzt und waren zu spät am Morgen aufgebrochen. Durch dichtes Gras mit nur wenigen Bäumen ging es zwischen den Vorbergen an dem starken Bach hin, der über mächtige Granitplatten zu Tal fällt. Weiter oberhalb überschritten wir eine west-östlich gerichtete Laufstrecke, die in sandigem Flußbett in vielen Mäandern träg dahin - schleicht. Am Westfuß des Bamadurru schien sich der Egong in engem Felsental durch den Rand der Stufe seinen Weg von Süden nach Norden zu bahnen, es brauste und rauschte zu uns herüber von einem oberen Fall, als wir die Steil­wand des Berges emporkletterten.

Wir wurden durch eine großartige Fernsicht belohnt. Weithin dehnt sich nach Norden eine gewaltige Hochfläche, die sich in einer deutlichen Stufe abhebt von der flachen Senke, aus der der Klotz des Njua jäh und unver­mittelt emporsteigt. Gegen Nordosten scheint sich die Hochfläche ins Unendliche auszubreiten, in der Richtung auf Tibati; hier ist ihr eine erhöhte Bergkette, die Labarä, aufgesetzt, die bereits jenseits des Kim liegen [Tafel 28]. Auf den Karten war von Stufen und Bergen nichts zu erkennen.

Im Süden erheben sich in weiter Ferne über einer welligen Fläche, die im ganzen höher ist als die nördliche und aus der der Bamadurru mit seiner flachen Kuppe nur wenig emporragt, eine Reihe bizarrer Felszacken und Gipfel. Wir hielten sie für Bergzüge und Einzelgipfel, die dieser höchsten Stufe aufge­setzt sind; später, bei der Untersuchung des Südrandes der Ndomme von Joko