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T. 1 (1914) Die Reise: Eindrücke und Beobachtungen / unter Mitarb. von Marie Pauline Thorbecke und Leo Waibel
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Baumriesen treten mehr und mehr zurück. Etwa von der Höhe von 700 m an fährt der Zug durch eine Parklandschaft, in der Ölpalmen, Bananen und andere Bäume einzeln oder in Gruppen im hohen Gras stehen [Tafel 1, Abb. 1 und 2]. Ab und an überquert die Bahn kleine, vom Wasser eingerissene Schluchten, die wieder dichterer Wald erfüllt. In 880 m Höhe wird der Endpunkt erreicht, in Nkongsamba, nicht, wie beabsichtigt, in dem noch einige km entfernten Bare; der steile Aufstieg hat zu weiterem Ausholen der Serpentinen gezwungen und die bewilligten 160 km schon hier erreichen lassen.

Aber die Bahn muß unbedingt weitergeführt werden, wenn sie nicht ein Torso bleiben soll. Sie hat eine riesige Steigerung des Trägerverkehrs hervor­gerufen, von der sich nur der eine Vorstellung machen kann, der die Straße von Nkongsamba ins innere Hochland früher schon gezogen ist. Während der wenigen Tage, die wir zur Vorbereitung unseres Abmarsches in Nkongsamba zubrachten, beförderten annähernd 1000 Träger Bahngüter weiter ins Inncrc. Im Januar 1913 zählten wir an einem Tag über 1000 beladene Träger, die von der Bahnspitze kamen. Die Träger kommen von weither, oft ohne Last zur Bahn und sind im Vergleich zu ihrer Leistung für den Frachtverkehr sehr teuer. Tausende von Menschen werden dauernd in Bewegung gesetzt und so dem Ackerbau entzogen. Erst die Weiterführung der Bahn ins innere Hochland kann diese Kräfte für die Hebung der Landeskultur frei machen. Eine Weiter­führung der Bahn über den Band der inneren Grashochländer hinaus, die erst hinter dem Manenguba-Gebiet ansteigen, muß, allen ihr heute noch entgegen­stehenden Terrainschwierigkeiten draußen und den leider wo Iii sicher zu er­wartenden finanziellen in der Heimat zum Trotz, schon deshalb mit aller Energie erstrebt werden, um den ölpalmemeichtum der Randlandschaften des Dschang- Bezirkes wirtschaftlich ebenso wirklich ausnutzen zu können, wie das heute schon in vielen küstennahen Gegenden Kameruns der Fall ist. Auch heute liegen hier am Hochlandrand noch ebenso wie 1908 ungeheure wirtschaftliche Werte fast ganz brach. Der teure Trägertransport einer Massenware, wie sie Palmöl und Palmkerne nun einmal sind, lohnt sich einfach nicht, schon nicht mehr auf eine Entfernung von mehr als einem Tag. Führt die Balm erst einmal in der Richtung auf Bamum hinauf ins Hochland, wird sie das lehren uns die Ergebnisse der ersten beiden Betriebsjahro eine wirtschaftliche Entwicklung der von ihr durchquerten Graslandgebiete zur Folge haben, die die des Urwald- gürtels zum mindesten erreichen wird. Haben wir es doch auf der ganzen Strecke im Dschang- und Bamenda-Bezirk mit einer Bevölkerung zu tun, die den Waldlandneger in jeder Richtung übertrifft: an körperlicher Leistungs­fähigkeit, an Aufnahme- und Anpassungsfähigkeit, an straffer politischer Organi­sation. Ich hoffe, daß diese große Verkehrs Strasse ins Innere Kameruns in der Richtung weitergeführt wird, in der sie heute schon ins Hochland hineinweist 1 .

1 Vergl. Thorbecke. Duala und die Nord-Bahn. Deutsche Kol.-Ztg. 1912. No. 2.