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gerodete Flächen fruchtbarsten Landes aus. Alles dank der Bahn! Am besten wird wohl dieser auch von den größten Optimisten nicht erwartete Aufschwung durch die beiden Tatsachen gekennzeichnet, daß auf der Tabakpflanzung in Njombe die Zahl der weißen Angestellten, der Pflanzungs-Assistenten und Kaufleute, von 2 auf 14 gestiegen ist, und daß sich neben der einen Tabakpflanzung eine ganze Reihe neuer Unternehmungen, die im Wettbewerb mit ihr Tabak edelster Sorte bauen wollen, im Laufe eines Jahres aufgetan haben. Es ist hier in Kamerun nicht anders gekommen wie in Ost-Afrika bei der Zentral- und Kilimandjaro-Bahn. Die Bahn schafft eben neue wirtschaftliche Werte. Was hätte sich hier in den 30 Jahren deutscher Kolonialarbeit, die jetzt in Kamerun bereits hinter uns liegen, alles schon erzielen lassen; wie viele Millionen, die heute noch ins Ausland gehen, hätten der deutschen Nationalwirtschaft zugute kommen können, wenn wir wie die Engländer in Uganda und Nigerien rasch und zielsicher an die Erschließung des Landes durch Eisenbahnen gleich nach der Besitzergreifung herangetreten wären. Freuen wir uns des Wandels und hoffen wir, daß das Tempo der Bahnbauten immer rascher wird, und daß uns nicht hier in West-Afrika die Engländer in Nigerien ebenso den Rang ablaufen, wie sie es im Osten mit der Uganda-Bahn getan haben.
Geradezu unerschöpflich scheinen die Vorräte des Kameruner Urwald- Tieflands an ölpalmen zu sein. Es ist ganz ausgeschlossen, daß der Eingeborene in absehbarer Zukunft einmal diese natürlichen Schätze restlos wirtschaftlich wird verwerten können. Nur der europäische Großbetrieb mit Zuhilfenahme moderner Arbeits- und Verkehrsmittel wird hier auf die Dauer Erfolge erzielen, auch wenn einmal im Beginn der Erschließungsarbeiten Rückschläge eintreten werden. Dasselbe gilt für die Gewinnung und den Transport der zahlreich, aber leider nur einzeln im Urwald stehenden Nutz- und Edelhölzer; ohne schmalspurige Stichbahnen, ohne maschinellen Betrieb wird auch hier eine Ausbeutung, die den Wettbewerb mit anderen überseeischen Ländern mit Erfolg aufnehmen kann, ich denke da vor allem an Brasilien, kaum möglich sein. Und daß der Tabak eine Zukunft hat, das haben die ersten Kameruner Ernten bewiesen, das sagten uns deutlich 1911 und dann wieder 1913 die prachtvoll stehenden Felder in Njombe, auf denen aus echtem Sumatrasamen nur feinste Decktabake gezogen werden. Daß die Arbeiterfrage bei gutem Willen auf Seiten der Pflanzungen und der Regierung, bei gegenseitigem Hand in Hand Arbeiten nicht unlösbare Schwierigkeiten bieten muß, bewiesen mir schon 1908 die äußerst gesunden Verhältnisse auf der Pflanzung der „Kamerun-Kautschuk - Compagnie" in Mukonje und 1913 die stattliche Schar Bamum-Arbeiter, die mit Weib und Kind auf der Tabakpflanzung Njombe nach Bamum-Weise angesiedelt sind und, mehrere hundert Köpfe stark, einen ausgezeichneten Stamm ständiger Arbeiter bilden. Allerdings müßte die hier gewährte Ausnahme eines mehrjährigen Dienstvertrages zur Regel werden, wenn dauernd gesunde Verhältnisse erzielt werden sollen.
Erst nach dem hundertsten Kilometer beginnt der Steilaufstieg auf das Manenguba-Hochland, das in mehreren, glänzend angelegten Serpentinen in langsamer Fahrt allmählich erklommen wird. Der Urwald lichtet sich, die