Teil eines Werkes 
T. 1 (1914) Die Reise: Eindrücke und Beobachtungen / unter Mitarb. von Marie Pauline Thorbecke und Leo Waibel
Entstehung
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Märsche in Militärbezirken zwei Schutztruppen-Soldaten zur Verfügung, zog aber einen Befehl, der dazu an alle Militärstationen meines Reisegebiets ergangen war, zurück auf Veranlassung des Gouvernements, das eine wiederholte Eingabe abermals aus prinzipiellen Gründen abschlägig beschieden hatte. Wenig erfreulich schien auch die Aussicht, während der Regenzeit oder sonst bei längerem Auf­enthalt nicht in den Stationen wohnen zu können; es war der ganz besondere Wunsch des Gouvernements, wir sollten unser Quartier außerhalb der Stationen nehmen, um ihren Betrieb nicht zu stören.

Doch sollten uns alle Stationen im Innern durch die Gestellung von Trägern unterstützen; das ist auch in der liebenswürdigsten Weise geschehen. Aber wir fanden auch darin sehr bald einen Haken. Wo eine Station für uns Träger amtlich angeworben hatte, präsentierte sie uns hinterher die Kostenauf­rechnung der ziemlich hohenGebühren für amtliche Träger-Gestellung", die gerade auf 1. Oktober 1911 eingeführt waren. Diese Gebühren betragen bei Anwerbung eines Arbeiters für 10 Tage 1 Mark, für 10 Tage bis 1 Monat 3 Mark, für mehr als einen Monat sogar die ungeheuerliche Summe, von 10 Mark! Ein­fach aus finanziellen Gründen sind wir sehr bald dazu übergegangen, unsere Träger, deren wir manchmal bis zu 180 Mann bedurften, auf eigene Faust anzu­werben. Später hat uns der jetzige Gouverneur auf wiederholte Eingabe von dieser Steuer befreit und auch die Rückzahlung bereits geleisteter Beträge ange­ordnet, wofür ich ihm. direkten Bericht über wirtschaftliche und Verkehrs-Fragen meines Reisegebiets erstattete. Für den letzten Teil der Reise wurde uns auch von ihm der erbetene Begleit-Soldat kostenlos gestellt, allerdings erst nachdem einmal durch das Fehlen eines Soldaten das Leben eines der Expeditions- mitgUeder schwer gefährdet worden war.

Noch eine andere, in den Verhältnissen durchaus begründete Eröffnung wurde uns gemacht: das Bafia-Land war im November 1911 noch gesperrt, also auch für uns unzugänglich. So mußten von vornherein die geplanten Arbeiten zwischen dem Manenguba-Hochland und dem unteren Mbam aufge­geben werden. Ich beschloß sofort, die Route umzukehren und von Bana über Bangante und Bamum zuerst den nördlichen Teil unseres Arbeitsgebiets, das Tikar-Land, in Angriff zu nehmen. Auf die Arbeiten hier legte das Gouvernement besonderen Wert. Nord- und West-Tikar, die Inselberg-Landschaften am Njua und Jessom und das Bergland der Ndommo, sollten also jetzt zuerst durch­forscht werden.

Beim Ausladen unseres Gepäcks und beim Hinüberbringen vom Dampfer zur Bahn auf das andere Ufer des Kamerun-Flusses nach Bonaberi half uns die Woermann-Linie mit Leichter und Schlepper. Schon in Hamburg und an Bord hatte sie ihr Interesse an unserer Forschungsreise durch großzügige Erleich­terungen gezeigt, was ich dankbar anerkenne. Derselbe Dank gebührt der Kameruner Eisenbahn.

Gegenüber von Duala beginnt am anderen Ufer des Kamerun-Flusses, in Bonaberi, die Nord-Bahn, die seit April 1911 in vollem Betrieb ist. Weite Güterhallen, Rangiergleise, ein Bahnhofsgebäude für den Personenverkehr, Wohn­häuser der Beamten, daneben ein eigenes Dampfsägewerk der Bahn, das nur l*