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Endlich scheint bei unseren Kolonisten die Einsicht zu reifen, daß auch in den Tropen regelmäßige körperliche Bewegung notwendig ist, wenn Duala auch noch weit hinter dem Sportleben der Engländer in Lagos oder Accra zurücksteht. Heute wird viel geritten, es finden sogar Pferderennen statt auf der großen Rennbahn, zu der eine herrliche Kokospalmen-Allee hinausführt.
Hinter dem großen Wohnhaus von Woermann erheben sich die Ver- waltungs- und Wohngebäude der Mittelland-Bahn, unmittelbar am Rand einer breiten, tief in die Joß-Platte eingerissenen Schlucht, die mit ihrem Sumpf bis vor kurzem für die Europäer-Niederlassung eine ständige Fiebergefahr bildete. Jetzt ist dieser Sumpf durch eine vorzügliche Leistung der Baufirma vollkommen trocken gelegt und aufgefüllt; auf dem weiten, ebenen Platz führen die Gleisanlagen bis zum Ufer, an dem ein neuer großer Kai gebaut wird, wo dann, wenn erst die Barre im Kamerun-Fluß fortgeräumt sein wird, große Seedampfer ihre Ladung unmittelbar in die Güterwagen löschen und umgekehrt Fracht aufnehmen können. Im Jahre 1913 ist auf der Mittelland-Bahn der Betrieb bis über Edea hinaus aufgenommen worden, nach Vollendung der gewaltigen Sanaga-Brücke, und hat auf dieser ersten Strecke einen .ähnlich erstaunlichen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht wie an der Nord-Bahn.
Der Bahnbau hat in den letzten Jahren Duala einen riesigen Aufschwung gebracht. Gegen 1908, wo ich die Stadt zuerst sah, war sie kaum wiederzuerkennen. Steigen wir von einer der am Fuße der Joßplatte hegenden Landungsbrücken hinauf, fallen vor allem die vielen massiven Steinhäuser ins Auge, deren Bauart einen wesentlichen Fortschritt gegenüber der früheren reinen Holzarchitektur bedeutet. Die Zahl der weißen Bewohner hat sich gegen 1908 etwa verdoppelt und mag jetzt an 500 betragen. Heute kann man in Duala schon mit einem für afrikanische Verhältnisse recht erheblichen Luxus leben; die vielen großen Geschäftshäuser sorgen für allerlei Annehmlichkeiten. Die Bahnverbindung mit dem Manenguba-Hochland sichert eine regelmäßige Versorgung mit frischem Fleisch; es gibt eine Apotheke, Eismaschinen, eine Restauration und ein Hotel. Hier wird man sehr gut verpflegt, aber die Zimmer und besonders die Nebemäume lassen sehr zu wünschen. Ein großes modernes Hotelprojekt kam leider nicht zur Ausführung, ein neues soll wieder geplant sein; es ist 1913 noch ebenso ein dringendes Bedürfnis gewesen wie 1911 oder 1908.
Am 14. November 1911 waren wir an Bord der „Alexandra Woermann" in Duala angekommen, nach schöner Uberfahrt, die uns einigermaßen Erholung gewährte nach der Aufregung und Anstrengung, wie sie die Vorbereitungen zu einer Forschungsreise mit sich bringen.
Schon nach vier Tagen konnten wir die heiße, schwüle Küste verlassen, nach Besuchen und Einkäufen, nach dem Anwerben des notwendigsten schwarzen Personals. Leider wurde das vom damaligen stellvertretenden Gouverneur erbetene Begleitkommando von zwei Polizeisoldaten rundweg abgeschlagen; nach meinen früheren Erfahrungen sah ich eine unendliche Kette von Schwierigkeiten in der Ferne auftauchen, die keinem erspart bleiben, der ohne die rote Mütze des Soldaten im Lande wandert. An Gefahren, die uns etwa drohen könnten, dachte damals niemand. Der Kommandeur der Schutztruppe stellte mir später für die