Sechstes Kapitel.
Ueue Aündnisse.
Äas dahingeschiedene Jahrhundert hinterließ unserer Stadt die Aufgabe, die religiöse Stellung, die sie nun einmal eingenommen hatte, völlig auszugestalten und die dadurch bedingten Beziehungen zu den deutschen Ständen und den europäischen Mächten anzuknüpfen oder zu befestigen. Denn noch tief in das neue Jahrhundert hinein, ja über den westfälischen Frieden hinaus, beherrschten die konfessionellen Motive, die das Reformationszeitalter in das Leben der europäischen Menschheit eingeführt hatte, auch das Verhältnis der Staaten zu einander.
Für ein städtisches Gemeinwesen freilich, das ganz auf dem Handel begründet war, mußten die geschäftlichen Verbindungen in der Regel einen noch stärkern Antrieb für ihr Verhalten zu den fremden Gewalten abgeben, als die kirchliche Stellung. Aber in jeder kritischen Lage, in die die Stadt, sei es allein, sei es zusammen mit dem Reiche kam, war es immer wieder die konfessionelle Richtung, die Abstoßung und Anziehung, Freundschaft oder Feindschaft Hervorries.
Bremen hat das um so tiefer empfinden müssen, als es in weitem Umkreise keine Gesinnungsgenossen für den von ihm ver-
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