Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1907) Südwest-Afrika
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Aufgabe das Land fortgeschenkt und den Eingeborenen hatte man die lvaffen gegeben, um ihr Land, das sie von früher her besaßen, zu verteidigen, sobald es ihnen gefährdet erschien. An diesem dop­pelten Fehler ist unsere Rolonialpolitik in Südwestafrika gescheitert..

Neuntes Aapitel.

Aufstand und Zerstörung.

Nichts ist begreiflicher, als daß sich nach dem plötzlichen und unvermuteten Ausbruch des Unglücks in Südwestafrika die Mut­maßungen und Äußerunzen über die Ursachen des Geschehenen zunächst mehr in der Richtung des Zusammentragens und Rritisierens von nebensächlichen und äußeren Umständen bewegten, als daß sie den eigentlichen Rern der Sache trafen: die falsche Eingeborenen- und Landxolitik der Regierung in den ersten Jahren nach der Er­klärung der Schutzherrschaft. Die wirtschaftlichen Momente gerin­gerer Ordnung, die für den Ausbruch des Aufstandes mit von Bedeutung gewesen sind, haben wir bereits in dem bisherigen Verlauf unserer Darstellung kennen gelernt und auch schon betont, daß die vorgekommenen Übergriffe von Händlern, die Verluste an Vieh, welche die Hereros durch die Eintreibung der Außenstände erlitten, samt der ganzen Verschuldung des Stammes, in Wirklichkeit für den Eintritt der Katastrophe eine viel geringere Bedeutung gehabt haben, als man das während der ersten Zeit na<ch dem Aufflammen des Aufstandes in Deutschland anzunehmen geneigt war. Einen größeren Schaden hat hier nur die Rreditverordnung vom Juli ^9^2 angerichtet, durch die mit einem Mal alle Vieh­schulden der Hereros an die Händler für die von diesen gelieferten ZVaren in Jahresfrist fällig wurden. Für diese Wirkung der in Berlin beschlossenen Maßregel lehnt Leutwein mit Recht eine Ver-