Zwölftes Kapitel.
Wirtschaftliche Irrwege.
Kleinsiedlung. Lins der umstrittensten wirtschaftlichen Probleme ist in Süd- westafrika gegenwärtig die Frage der sogenannten Kleinsiedlung. Sowohl in der Kolonie als auch in Deutschland war man eigentlich schon durchweg für den derzeitigen Entwicklungsstand des Schutzgebiets zu einem negativen Urteil über die Kleinsiedlung gelangt. In der Kolonialabteilung wie beim Windhuker Gouvernement wollte man nach den gemachten Erfahrungen und nachdem eine Anzahl Kleinsiedlungen im Lande unter großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten allmählich angefangen hatte, in die Höhe zu kommen und den Bedarf zu decken, nichts mehr von Experimenten dieser Art wissen. Da rückte der Wechsel im Gouvernement von Südwestafrika die Kleinsiedlungsfrage mit einem Male wieder ganz in den Vordergrund. Die politisch maßgebenden Persönlichkeiten im Gouvernement stellten sich auf den Standpunkt, daß es sich vor allen Dingen darum handele, möglichst schnell eine möglichst große Anzahl von Ansiedlern in die Kolonie zu bringen — und da hierzu der normale Weg der farmwirtschaftlichen Besiedlung des Landes zu langsam erschien, so dachte man daran, zahlreiche Kleinsiedler an verschiedenen Punkten auf dem wasserhaltigen Schwemmland der großen Riviere, und außerdem etwa noch am Waterberg und an ähnlichen Stellen, anzusetzen. Dieser ganze j)lan kann aber meiner Überzeugung nach hauptsächlich aus zwei Gründen zu keiner gedeihlichen Entwicklung führen: erstens, weil er nicht in genügender Weise mit den südafrikanischen Wasserverhältnissen rechnet, und zweitens, weil es unmöglich ist, einer so großen Anzahl von Kleinsiedlern, daß sie
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