Sechstes Aapitel.
Aufschließungsversuche vor der deutschen Herrschaft.
Die eigentümlich isolierte Lage Südwestafrikas hat es bewirkt, daß dies Gebiet trotz seiner klimatischen und wirtschaftlichen Vorzüge, die es im Verhältnis zur durchschnittlichen Beschaffenheit des übrigen Südafrika in keiner Weise zurückstehen lassen, so spät von der Besiedelung durch die Weißen in Angriff genommen worden ist. Die trostlose Öde der Rüste, die Schwierigkeit der Landung und die wasserlose Wüste dahinter haben von der Seeseite her vom Betreten des Landes von jeher abgeschreckt. Ebenso wirkt auf der Gstseite die Ralahari mit ihren großen Durststrecken als ein starkes Hindernis für die Annäherung. Im Süden gehören die Landstriche zu beiden Seiten des Granjeflusses in Groß- wie in Rlein-Nama- land in einer Breite von mehreren Tagereisen zu den sterilsten und unwirtlichsten Gebieten, die es, von Iahren guten Regenfalls abgesehen, in Südafrika überhaupt gibt. Im Norden, wo die natürlichen Zugangsverhältnisse von dem portugiesischen Angola aus an sich leichter sind und wo das Gebiet der Gvambostämme, die bereits auf einer relativ vorgeschrittenen Stufe der Entwicklung stehen, von der heutigen Grenze mitten durchschnitten wird, gehörte das Gebiet des Runene und des Gkavango, von wo aus der Zugang sich eröffnet, selbst noch bis über die Mitte des ^9- Jahrhunderts hinaus zu den gänzlich unbekannten Teilen Innerafrikas.
Man glaubt, daß der Bur Jacob (Loetzee der erste Weiße gewesen ist, der, im Jahre ^760, den Oranjefluß überschritt und auf einem Iagdzuge tiefer in das jetzige Groß-Namaland eindrang. Toetzees Berichte veranlaßten das Gouvernement von Kapstadt im nächsten Jahr unter Rapitän Hoxe eine gut ausgerüstete Expedition