Abmarsch von Oda-Boru-Ruwa.
schlösse! schaffen, um mir die Pforten der Wüste zu öffnen. Am 18. erschienen acht mir von den Gallas gestellte Wegeführer, welche ich der Sicherheit halber sofort in Ketten legen ließ. Noch einmal besuchte ich am Nachmittag des 20. Oktober die schöne Insel Oda-Boru- Ruwa, welche noch immer von den Gallas verlassen war, und saß zum letztenmal auf eine Viertelstunde in meinem Von der Heydt- Haus, dessen Schöpfung mir so viele Freude bereitet hatte. Meine Stimmung war ernst, aber doch eine freudig bewegte. Die sinkende Sonne zeigte mir auch heute wieder die geheimnisvollen Bergzüge im Westen, welche die Welt der Massais für mich verschleierten. Mein Entschluß war gefaßt, alle Vorbereitungen waren getroffen. Versuchen wir, ob es uns gelingen wird, woran die beiden englischen Expeditionen gescheitert waren. Laßt uns eindringen in den Wüsten- gürtel, welcher die Wacht zu den Ländern des Westens hält, und laßt uns sehen, ob der Zauberschlüssel, welchen wir besitzen, imstande ist, die Pforten zum Nilgsbiet für uns zu erschließen.
VI.
Am oberen Tana nach Mkuyu.
Sein oder Nichtsein,
Das ist hier die Frage I (Shakespeare.)
Mit dem Entschluß, ohne die entsprechenden Tauschartikel von Oda-Boru-Ruwa in die Masfailänder hineinzumarschieren, war der weitere Charakter der deutschen Emin Pascha-Expedition ein für allemal bestimmt. Es war klar, daß, wenn ich nicht in der Lage war, mit den üblichen Tributzahlungen im Massailande vorzugehen, ich dann erwarten mußte, in diesem Gebiete kriegerische Zusammenstöße zu erleben. Ich zog nicht von Oda-Boru-Ruwa ab mit der Absicht, in diesen: Sinne die Expedition weiterzuführen. Im letzten Fall, so dachte ich damals, hätte ich immer das Pulver, welches ich für Emin Pascha mit mir führte, als Tauschartikel in diesen Ländern verwerten können. Auch trug ich mich mit der Hoffnung, am Baringo oder am Viktoria-Njansa aus arabische Händler zu stoßen, von denen ich vielleicht gegen Check aus Sansibar mir Tauschartikel kaufen könne. Immerhin hatte ich am Morgen des 21. Oktober, als ich das mir so
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