Französische Kolonien. 1 )
/Die Geschichte der französischen Kolonisation läßt sich in zwei Epochen einteilen, deren erste im Jahre 1815 endigt. In der Vergangenheit hatten die Franzosen, namentlich in .Nordamerika und im Hindostan, ein Kolonialreich gegründet, das ihnen in einer Reihe von unglücklichen Kriegen mit England wieder entrissen wurde. Nach dem Vertrage von 1815 war dieser Kolonialbesitz, dessen Oberfläche über 10 Millionen Quadratkilometer betrug, fast verschwunden. Es blieben nur Trümmer, und zwar weniger als 100 OOOqkm und weniger als 1 Milhon Einwohner übrig. Von da ab setzte eine Arbeit fortschreitenden Wiederaufbauens ein, die mit der Schöpfung eines neuen Kolonialreiches, hauptsächlich im Nordosten Afrikas und in Indochina, endigte und heute das ehemalige Kolonialreich an Ausdehnung und Bevölkerung fast erreicht.^
Bereits im XIV. Jahrhundert, unter der Regierung Karls V., haben Seeleute von Dieppe und Rouen in Guinea Faktoreien gegründet (Petit-Dieppe, Paris, La Mine), die unter der folgenden Regierung verlassen wurden. 1402 gründete ein normannischer Edelmann, Jean de Bethencourt, auf den Kanarischen Inseln eine Niederlassung. Unter Franz I., der sich für die seemännischen Expeditionen interessierte, wurde die Kolonisation zum erstenmal in Frankreich eine Staatsangelegenheit. Er schickte den Florentin Verazzano aus, um die Küsten von Nordamerika, von Florida bis zum Cap Breton zu erkunden (1520—1527). Jaques Cartier fuhr den St. Lorenzstrom hinauf. 1537 wurde Franciscopolis (Le Havre) gegründet. Später nahm Heinrich IV. für Frankreich wieder alle Länder in Amerika nördlich des 40. Breitengrades als Eigentum in Anspruch. Trotz des Widerspruchs von Sully wurden mehrere Expeditionen nach Acadien und Canada unternommen. Eine andere Expedition wurde nach Guyana gesandt und der Handel von Hindostan organisiert.
Zwei Männer haben alsdann die Kolonialmacht Frankreichs zur Blüte geführt: Richelieu und Colbert. Unter ersterem wurden
1 ) S. Karte 2.