Das Kaiserreich Indien.')
Ostindien war Ende des 15. Jahrhunderts durch die Entdeckung des Seewegs in Verbindung mit Europa gekommen. Zuerst waren es die Portugiesen, die an den dortigen Küsten bedeutende Besitzungen erwarben. Anfang des 17. Jahrhunderts traten die Niederländer an ihre Stelle und fast gleichzeitig mit ihnen traten auch die Engländer als Mitbewerber auf. Es entstanden große Handelsgesellschaften mit staatlichen Machtbefugnissen, von denen die 1600 gegründete Englisch-Ostindische Kompagnie die größte Bedeutung erlangte. Auch den Franzosen war es möglich, in Ostindien einige Territorialbesitzungen zu erwerben. Im Verein mit den eingeborenen Fürsten versuchten sie, die Engländer aus Südindien zu vertreiben. Doch gelang es ihnen nicht; die englische Herrschaft befestigte sich immer mehr, wenn auch die Kriege mit den indischen Fürsten, die sich gegen die gewaltsamen Besitznahmen und schroffen Reformen der englischen Eroberer immer wieder auflehnten, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts währten. 1857/58 wurde die Indische Kompagnie aufgehoben und am 1. November 1858 in Ostindien feierlich verkündet, daß die Königin von Großbritannien die Regierung unmittelbar übernommen habe. Der Generalgouverneur wurde zum Vizekönig ernannt, alle Beamten der Kompagnie in ihren Ämtern bestätigt. Die Königin versprach, alle Verträge und Verpflichtungen gegen die einheimischen Fürsten zu erfüllen und das Reich innerhalb der bestehenden Grenzen zu erhalten. Es wurde volle Religionsfreiheit gewährt und alle Großen Indiens zu Lehnsleuten der britischen Majestät erklärt. Am 1. Januar 1877 wurde die Königin Viktoria in Gegenwart fast aller eingeborenen Fürsten von dem Vizekönig in Delhi als Kaiserin von Indien proklamiert. Seitdem hat sich die englische Herrschaft auch über Oberbirma ausgedehnt, das 1885 erobert wurde. 1896 wurde mit Frankreich ein Vertrag geschlossen, der dessen Ansprüche regelte und 1901 führten die Kämpfe, die gegen die aufständischen Afghanen geführt wurden, zur Gründung einer
1 ) S. Karte 1.