Druckschrift 
Bd. 1 (1845)
Entstehung
Seite
224
Einzelbild herunterladen
 

224

Rückblicke.

Grund zur Selbstständigkeit und im größerem städtischem Selbst­bewußtseyn zu selbsteigcnen Bestrebungen erlangt. Ihre Handlung beschränkte sich indeß noch mehr auf die Weserfahrt und den Land- Handel, da zur See die räuberischen Normannen hinderlich waren und sich furchtbar machten. An kirchlichen Gebäuden hatte sie in dieser Zeit nicht besonders gewonnen, indem es für das zeitige Bedürfniß ausreichen mochte und Hamburg in der Art viel in Anspruch nahm, aber die Kirchenschätze waren bedeutend geworden, gingen jedoch im Brande des I. 1042 großentheils unter. Der in Angriff genommene Bau der Sct. Petri-Kirche kam unter Bezelin Alebrand nicht mehr zu Stande, das Schul­wesen hatte sich unter dem Meister in der Musik Guido, zugleich Nector der Domschule, und dem Dechanten Tiedmar gehoben und die Bibliothek, welche ebenfalls ein Raub der Flammen wurde, zeigte wissentschaftliches Streben. Einen großen Gewinn erhielt die Stadt durch die Schenkung der Bürgcrviehweide im 1.1032 und um so schätzbarer, als es ihr erster Landbesitz außerhalb ihres Weichbildes war. Es war in ihr aufgekommen, daß wie ein Schutzangehöriger der Kirche zu seyn viele Vortheile gewährte, man selbst um das Opfer der Freiheit, auch um Verfall des Gutes an die Kirche, sich in ihren Schutz gegen die Gewalt der Großen und Reichsbeamten begab. So erhielt die Kirche einen großen Zuwachs an Macht und Gut, daß sie immer mehr Hörige und Vasallen, eigene Dienstmannen zählte, von welchen Manche mit den Geistlichen das Kirchenland um die Sct. Petri-Kirche her in eigenen Häusern bewohnten und den Bischofssitz zugleich schirmten und verherrlichten. Aus dem Bau der Mauern, welchen die Erzbischöfe cinmüthig mit den Bürgern betrieben, da beide gegen den Sachsenherzog zusammenhielten, ergab sich das Wohl- vernehmcu dieser mit der erzbischöflichen Macht, die Landcsobrigkcit geworden, freilich aus Kaisers Lehen, und indem sie unter Papst und Kaiser stand Geistlichen und Bürgerlichen zugleich in beider Namen zu befehlen hatte.

So war mm Bremen eine kaiserliche freie Reichsstadt, deren es später iu Deutschland 81 gab, doch unter Obhut und Vormund­schaft ihres Erzbischofs, es hielt sich aber ein Kern dcs Bürgcrthums,, dem althergestammte Freiheit sein höchstes Gut war und blieb.