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Die Stimme Deutsch-Ostafrikas : die Engländer im Urteil unserer ostafrikanischen Neger / von Hans Poeschel. Mit Geleitwort von Schnee und von Lettow-Vorbeck
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nachten 1918 in Daressalam zu sein. Das Lager der Europäer befand sich dem Askarilager gegenüber. Am Weihnachtstage traten die gefangenen Askaris zusammen und brachten ein dreifaches Hoch aus die Deutschen aus. Ein schwarzer Unter­offizier trat vor und hielt eine Rede:sie seien sich nicht im Zweifel über die Schwere der gegenwärtigen Lage: sie wüßten aber auch, daß der Streitfall noch nicht erledigt sei (seliauri dacko tmlisiaisclm). Was auch komme, sie würden immer ge­schlossen auf deutscher Seite sein!" Und das sagte ein Mann, dem die Deutschen seit Jahren seinen Lohn nicht hatten zahlen können, der Hab und Gut durch den Krieg verloren hatte, und dessen Weib und Kind durch Kriegsseuche gestorben waren. So sprach er im Gefangenenlager, angesichts seiner gefangenen Führer und vor den Augen des triumphierenden Feindes, wohl wissend, daß Deutschland den Krieg verloren hatte.

War das etwa nur die Stimmung der Hauptstadt? Oder gar nur die Stimmung der selbstbewußten unbesiegten Truppe? Weit gefehlt! Als einer der letzten Deutschen im Innern des Landes fuhr Sergeant Rentel von der 11. Feld­kompagnie allein mit einem englischen Offizier im Kraftwagen durch die Stadt Tabora. Da liefen die Eingeborenen in Scharen zusammen, hielten den Wagen an, umringten ihn, wollten Rentel herausholen und beschworen ihn, er solle bei ihnen bleiben, sie wollten die Deutschen wiederhaben! Englische Askaris kamen dazu, aber die erregte Volksmenge verjagte sie. Der englische Offizier an Rentels Seite mußte ' gute Miene zum bösen Spiel machen. Rentel sprach den Leuten freundlich zu und beruhigte sie: sie sollten das Auto weiterfahren lassen, es sei noch nicht entschieden, ob das Land den Deutschen bleiben oder den Engländern zufallen werde. Schließlich gaben sie dem Wagen den Weg frei unter stür­mischen Rufen:Die Deutschen müßten wiederkommen."

Nachdenklich hatte der Engländer diesen leidenschaftlichen Ausbruch der Volksstimmung über sich ergehen lassen. Nun gab er seiner Bewunderung rückhaltlosen Ausdruck:Ich stehe vor einem Rätsel. Ihr Deutschen habt doch so viel von diesen Leuten verlangt, und jetzt, nach zwei Jahren, hängen sie immer noch so an euch. Nun sagen Sie bloß, wie macht ihr das?"