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Die Stimme Deutsch-Ostafrikas : die Engländer im Urteil unserer ostafrikanischen Neger / von Hans Poeschel. Mit Geleitwort von Schnee und von Lettow-Vorbeck
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Wer ist der Tyrann?

Es ist ein geschichtliches Gesetz: unterworfene Völker, die mit ihren Herren unzufrieden sind, sind die natürlichen Ver­bündeten der äußeren Feinde ihrer Unterdrücker. Ein ange- giffener Despot hat stets den Dolchstich in seinen Rücken zu fürchten.

Aus mancherlei Quellen, unter anderm aus den Berichten des englischen Vizekonsuls Norman King, der seit 1912 in Dar- essalam stationiert war, um alles für den Kriegsfall Wissens­werte über Deutsch-Ostafrika für seine Regierung zu sammeln, wissen wir, mit welcher Bestimmtheit die englische Regierung darauf rechnete, daß alsbald nach dem Beginn der Feindselig­keiten schwere Eingeborenenunruhen in unserem Schutzgebiete ausbrechen würden. Sie ging dabei offenbar von dem nahe­liegenden Analogieschlüsse aus, was sich wohl ereignen würde, wenn ein mächtiger Feind die englischen Besitzungen Indien, Ägypten, Südafrika, Rhodesien, Nigerien angriffe oder gar in Irland eindränge. Daß schwerste Aufstände in diesem Falle selbstverständlich wären, wird kein Engländer zu bestreiten wagen.

Stimmte die englische Rechnung, war also genügend Zünd­stoff in Deutsch-Ostafrika vorhanden, um einen Aufruhr zu nähren, so war unsere Lage allerdings verzweifelt. 6000 Weiße, alle Frauen und Kinder eingerechnet, befanden sich in einem Lande von fast der doppelten Größe Deutschlands einer Masse von 7 bis 8 Millionen Eingeborener gegenüber. Diese tausend­fache Übermacht hätte, von allen Seiten vom Feinde unter­stützt, in wenigen Wochen die deutsche Herrschaft aus dem Lande wegschwemmen können.

Aber was geschah? über vier Jahre lang tobte der Krieg in und um unser Ostafrika, und nicht e i n Stamm hat sich gegen