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Die deutschen Kolonien und ihre Zukunft / von E. v. Liebert
Entstehung
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4. DeukschostasriKa.

Nicht durch Flaggenhissen auf Befehl der Regierung, sondern durch die kühue Tat einiger wackeren deutschen Männer ist die große Kolonie am indischen Ozean dem Deutschen Reiche Zugefallen. Diese Tatsache muß immer wieder hervorgehoben werden, da sie gegenüber der politischen Schlaffheit und Gleichgültigkeit des deutschen Volkes wahrhast staunenswert ist. Der privaten Initiative dieserConquistadoreu" verdanken wir ferner, daß ganz anders für die sofortige Gewinnung des Hinterlandes gearbeitet und die Grenzen weiter hinausge­schoben wurdeu, als dies in Togo und Kamerun geschehen ist. Die Einbeziehung des Kilimandscharo und des Nvassasees fällt deu kühnen Zügen der jungen Helden zu; das Aufgeben Ugandas, Sansibars, Witns u. s. w. sällt auf das Schuldkonto der Regierung und der Diplomatie.

An Stelle des mächtigen Reiches am indischen Ozean, das bis 1890 noch erträumt wurde, ist ein seines Hinterlandes Uganda und seines Handelsemporiums, Sansibar, beraubter Torso übrig geblieben, der sich mühsam neue handelspolitische Grundlagen suchen muß, und dessen wirtschaftliche Entwicklung von vornherein wesentlich erschwert ist. An Größe und Ein­wohnerzahl übertrifft D. O. A. mit seinen 946 500 ^ Kilometern und gegen 7 Mill. Einwohnern allerdings alle übrigen deutschen Kolonien, und es überragt auch mit seinen vortreff­lichen Häfen die wenn auch doppelt so lange Küstenentwicklung Südwestafrikas. Es hat ferner den Vorteil, das menschen- und verkehrreiche Indien als Gegengestade zu haben und im Mittelpunkt der großen Verkehrsstraßen von Suez und Bombay nach Natal und dem Kap zu liegen. Diese günstige Lage hat dem Lande zwei betriebsame Volkselemente, Araber und Inder, auf dem Seewege zugeführt; beide haben eine Einwirkung auf die Entwicklung der Eingeborenen ausgeübt.

Die Küste der deutschen Kolonie (700 Kw. Länge) ist Korallengebilde uud sür die Schiffahrt nicht gerade bequem. Sie besitzt sowohl gute offene Reeden wie tiefe geschützte Häfen. Vor der deutschen Besitzergreifung zogen die ersteren (Pangani,