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3. Deuksch-SüdwestasriKa.
Herr Prof. Dr. K. Dove hat seinem vortrefflichen Buche über D. S. A.^) eine Karte der Kolonie beigefügt, der eine Deckkarte des Deutschen Reiches aufgelegt ist. Danach fällt Königsberg nördlich vom Ngamisee, der Lvmfjord in die Nordgrenze der Kolonie östl. des Kunene, Mülhausen i. E. deckt sich etwa mit Lüderitzbucht, Innsbruck mit Keetmannshoop^ Venedig uud Trieft sallen auf den Lauf des Oranjeflusses. Dieser Vergleich gibt ein anschauliches Bild von den Größenverhältnissen des Landes, die wir uns so schwer vergegenwärtigen können, und die wir so leicht übersehen, da die Bevölkerung so sehr dünn ist.
830 960 Quadratkilometer Fläche und 200000 Bewohner sind ein schreiender Gegensatz, sie bedeuten 0,2 Menschen aus 1 Quadratkilometer oder 1 Person auf 5 Quadratkilometer, während in Togo 23, in Kamerun 7 Seelen auf 1 Quadrat- Kilometer kommen. Man muß also hier mit absoluter Menschenleere rechnen, und das ruft unwillkürlich den Eindruck afrikanischer Wüste, eines ganz unverwertbaren Landes hervor, ein Begriff, der dem deutschen Philister vou vornherein mit dem Erdteil Asrika verbunden erscheint. Dazu kommen die im Januar 1904 über das Land hereingebrochene Katastrophe, der länger als zwei Jahre währende männermordende und Kapitalien verschlingende Krieg, die unliebsamen Auseinandersetzungen im Reichstage und in der Presse über den geringen Wert des Gebiets, die insgesamt im deutschen Vaterlande ein überaus ungünstiges Urteil über das Stiefkind und den Pechvogel unter den deutschen Kolonien erzeugt haben.
Und doch hat gerade D. S. A. seine besondere Bedeutung sür unser Volk. Es ist das einzige unter den deutschen Kolonialgebieten, das außerhalb des Tropengürtels in der geographischen Breite zwischen dem 17. und 29. Grade liegt und dadurch das einzige uns zugefallene Siedlungsland, das deutsche Auswanderer aufnehmen kann. Da nun unfere koloniale Be-
^) Deutsch-Südwestafrika, von Prof. Dr. Karl Dove. Süsserotts- Kolonialbibliothek. Band 3. Berlin 1903.