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Mitteleuropäische Urnenfelderkultur und keltisches Latene*
Eine Skizze. Von Ernst Sprockhof f f
Als um die Mitte des 5. Jahrhunderts unserer christlichen Zeitrechnung die festländischen Sachsen in die Themse fuhren, um den Grundstock für den Lebensbaum des angelsächsischen Weltreiches zu legen, führten sie ein Signum sacre mit sich, das uns als Verzierung einer Urne von dem Friedhof Lackford in Suffolk überliefert ist 1 ). Sie besteht aus einer Pferdefigur mit rückwärts anschließendem Hakenkreuz (Abb. 1.1). Das Zeichen selbst besaß damals offenbar schon eine lange Vorgeschichte, denn es ist in gleicher Zusammensetzung und eng verwandter Stilisierung bereits aus der ersten Hälfte des letzten Jahrtausends vor Chr. Geb. bekannt; es gab damals die nordische Vorstellung von der Bewegung oder Fahrt der „göttlichen" Sonne wieder (Abb. 1.2) 2 ), wie sie uns plastisch bereits mehr als ein halbes Jahrtausend vordem im Sonnenwagen von Trundholm auf Seeland seit langem überliefert ist.
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Abb. 1. 1 Lackford, Suffolk (nach Lethbridge). 2 Este.
Das Signum sacre von Suffolk ist aber nicht das einzige, was uns aus dieser Zeit von den britischen Inseln überliefert ist. Ein zweites besteht aus einem wiegen-
* Mit dem Abdruck dieses in englischer Übersetzung in Proc. Prehist. Soc. 21, 1955, erschienenen Aufsatzes erfüllt der Herausgeber einen vom Autor zu Lebzeiten mehrfach geäußerten Wunsch, sein Werk in der deutschen Urfassung gedruckt zu sehen. Dieser Wunsch traf sich mit der Absicht, nach dem schon früher erfolgten Nachdruck von Sprockhoffs „Nordische Bronzezeit und frühes Griechentum", den Mitgliedern der Bremer Gesellschaft für Vorgeschichte nun auch den vorliegenden Beitrag zu erschließen. Das Einverständnis zum Druck der deutschen Fassung hat Sprockhoff noch selbst über J. D. Cowen bei J. G. D. Clark vermittelt. Beiden Herren sei auch an dieser Stelle bestens gedankt. ») T. C. Lethbridge, A Cemetery of Lackford Suffolk (1951) S. 30 Abb. 8. 2 ) Germania 20, 1936, S. 6 Abb. 10.