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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Zum 60. Entdeckungstag des Neandertalers von Le Moustier*

Von Karl Brandt

Seit der Entdeckung des Neandertalers in Le Moustier im unteren Vezeretal (Dep. Dordogne) am 7. März 1908 sind nunmehr 60 Jahre vergangen. Bei keinem anderen Neandertalerfund herrschen jedoch bis auf den heutigen Tag soviel Unklarheit und Unkenntnis über die Fundumstände wie bei diesem. Nachdem nun der seit Kriegsende verschollen gewesene Schädel dieses Fundes wieder aufgetaucht ist hat es den Anschein, als würde die Diskussion um die Fundumstände und hier vor allem um die Fragebestattet oder nicht", wieder aufleben 2 ). Um diese m. E. unnötigen Streitfragen nicht wieder aufkommen zu lassen, schreibe ich den vorliegenden Beitrag. Als Schüler von Dr. Otto Hauser, dem Entdecker und Ausgräber dieses Fundes, glaube ich, einiges richtig stellen zu können, da gerade dieser Fund des öfteren Thema unserer Gespräche war. Eine wertvolle Hilfe war mir außerdem der nach dem Bombardement von Berlin-Wilmersdorf übriggebliebene Teil des wissenschaftlichen Nachlasses 3 ), den ich 1954 vom Sohne des Entdeckers erwerben konnte.

Die Bedeutung dieses Fundes liegt für uns heute u. a. darin, daß er den einzigen in Deutschland befindlichen Schädel mit Unterkiefer eines Neandertalers darstellt. Die übrigen Skeletteile sind dem Bombenkrieg in Berlin zum Opfer gefallen, da nur der Schädel ausgelagert worden war 4 ). Dieser außerordentlich wertvolle Fund soll nun durch eine Kommission von Sachkennern wieder zusammengesetzt werden das fünfte Mal seit seiner Entdeckung.

Der folgende Beitrag überschreitet zwar den regional begrenzten Rahmen der BAB beträcht­lich. Er wurde jedoch trotzdem aufgenommen, weil das Focke-Museum in Bremen aus alten Beständen des Übersee-Museums in Bremen nicht nur von Hauser ergrabene Funde besitzt, sondern seit einiger Zeit auch dessen Foto- und Diaarchiv (Vgl. Anm. 3 des vorliegenden Beitrages). Der Herausgeber

') W. Müller, Der Schädel des Homo Mousteriensis Hauseri wieder in Berlin. Prähist. Zeitschr. 43/44, 1965/66, S. 1; H. Hesse u. H. Ullrich, Schädel desHomo Mousteriensis Hauseri" wieder­gefunden. Biologische Rundschau 4, 1966; H. Hesse, Zum Schicksal des Neandertaler-Fundes von Le Moustier (Homo Mousteriensis Hauseri"). Forschungen und Fortschritte 40, H. 1, 1966.

2 ) H. Hesse u. H. Ullrich a. a. O.

*) Darunter befinden sich u. a. 360 Glasnegative im Format 13X18 und rund 200 Diapositive im Format 9 X 10. Nur unter den Diapositiven sind einige von der Bergung des Fundes von Le Moustier, die geeignet sind, einige strittige Fragen zu beleuchten. Ursprünglich waren von der Bergung lt. erhaltenem Verzeichnis 32 Aufnahmen vorhanden.

Die Negativ- und die Diapositivsammlung befinden sich jetzt im Focke-Museum Bremen, Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Abteilung Vor- und Frühgeschichte. 4 ) Anm.l.