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Die deutschen Kolonien : ein Bilderbuch aller deutschen Kolonien ; mit 168 photographischen Aufnahmen / von Paul Rohrbach. Hrsg. mit Unterstützung der Deutschen Kolonialgesellschaft
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nur mit Hilfe von Trägerkarawanen bewältigt werden. Wie langsam und kost­spielig dieses Hilfsmittel ist, geht daraus hervor, daß ein Träger nur eine Last von 60 bis 70 Pfund am Tage durchschnittlich 20 bis 25 Kilometer weit befördern kann.Bis nach Zentralkamerun sind es aber ZO und bis in das Gebiet am Tschadsee über 60 Tagemärsche. Es gibt nur ganz wenig Produkte, die wegen ihres hohen Wertes eine solche Verteurung des Transports ertragen können; eigentlich nur Kautschuk und Elfenbein. Um daher die Naturschätze des Innern zur Küste und europäische Waren ins Innere befördern zu können, war es unbedingt notwendig, Eisenbahnen zu bauen. Viel zu lange ist unter dem Einflüsse der matten Stim­mung, die in Deutschland bis zu der Reichstagswahl vom Winter 1906/7 unseren Kolonien gegenüber herrschte, mit dem Bahnbau in Afrika gezögert worden. Erst zu Anfang des Jahres 1907 wurde mit dem Bau der sogenannten Kamerun- Nordbahn begonnen, die, von Duala ausgehend, dem Zentrum der Kolonie zu­strebt. Der Eisenbahnbau in Kamerun muß zunächst die mit ungeheurem tropischen Urwald erfüllte Küstenregion überwinden. Hier ist ein Gürtel von 100 bis 200 Kilometer Breite mit Bäumen von 50 bis 60 Meter Höhe bedeckt, zwischen denen ein undurchdringliches Unterholz und eine unendliche Masse von Schlingpflanzen wuchern. Unter den Kameruner Urwaldbäumen finden sich manche Arten edler Höl­zer, und in der Nähe der Flußläuse, die einen bequemen Transport des gefällten und gesägten Materials ermöglichen, haben sich hie und da auch schon Holzsägereien niedergelassen. Der Eisenbahntransport wird noch sehr viel mehr von diesen pracht­vollen Holzarten, die das amerikanische Mahagoniholz zum Teil übertreffen, an die Küste und zur Verarbeitung nach Deutschland bringen; für den Trägerver­kehr ist aber die Beförderung von Holz natürlich ausgeschlossen. Mit Mühe und großen Kosten hat man wenigstens für die Hauptverkehrswege große Durchhaue durch den Urwald gemacht, aus denen der Trägerverkehr stattfindet.

Nach einem Marsche von etwa einer Woche hat der Reisende endlich die Urwald­region des Küstengebietes durchquert. Er steht am Fuße des steilen Absturzes, in dem sich das über tausend Meter hohe Plateau des inneren Kamerun gegen die Küstenregion schroff absenkt. Die Übergangslandschast zwischen dem Tiefland- urwald und dem Hochland, sowie auch der Abfall des Plateaus selbst, weisen in Kamerun einen ganz besonders großen Reichtum an Olpalmen auf. Dieser Reich­tum wird aber erst ausgebeutet werden können, wenn der Eisenbahnbau bis hier­her vorgeschritten ist, denn sowohl das Palmöl als auch die Kerne der aufge­schlagenen Palmnüsse, die sogenannten Palmkerne, vertragen als billige Massen­artikel keinen weiten Transport mit Trägern. Von dem Augenblick an, wo wir den Aufstieg zum inneren Plateau hinter uns haben, empfängt uns ein vollständig anderes Bild. Der Urwald ist verschwunden und an seiner Stelle bedeckt Gras­wuchs von riesenhafter Entwicklung Berg und Tal. Auch die Negerbevölkerung auf dem Hochlande ist eine andere, als im Urwaldgebiete. Sie ist kräftiger, viel zahlreicher und in verschiedenen verhältnismäßig bedeutenden Staaten, Häupt- lingsschasten oder Sultanaten, organisiert, während die Urwaldstämme horden­weise oder in kleinen machtlosen Stämmen zusammenleben.

Je weiter wir aus dem Hochlande nach Norden vorrücken, desto baumärmer wird das Land, bis schließlich selbst die dünnen Stangen zur Bedachung der Hütten und zum Ausstellen der Mattenzäune tagereisenweit herbeigeholt werden müssen. Wir sind in Adamaua, und mit dem Betreten dieses Gebietes ändern sich zugleich

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