schwierige Aufgabe. Ein Massenprodukt wie Eisenerz kann auf so große Entfernungen hin, wie von der Westküste von Afrika, nur verhältnismäßig ganz billige Spesen tragen; die Methode aber, Erz gleich Baumwollballen, ölfasern oder anderen Gütern von höherem Wert mit Booten von der Landungsbrücke zum Dampfer zu schaffen, ist viel zu teuer. Man müßte einen Weg finden, ganze Wagenladungen direkt von der Brücke längsseit des Schiffes zu bringen und in den Laderaum zu schütten.
Togo hat von Anfang an den Ruf des Musterkindes unter unsern Kolonien gehabt, weil es sehr früh dazu gelangte, seine Ausgaben mit seinen eigenen Einnahmen zu decken, weil seine Entwicklung stetig und ohne merkliche Rückschläge vorgegangen ist, und weil seine Verwaltung ohne Zweifel stets in ausgezeichneter Weise geordnet gewesen ist. Man hat scherzhaft gesagt, der gute Stand Togos komme daher, daß es den geringsten Prozentsatz von Juristen in seiner Verwaltung hat. Es ist allerdings eigentümlich, daß sich entgegen der in den übrigen Kolonien geübten Praxis unter den höheren Verwaltungsbeamten in Togo jederzeit viele Persönlichkeiten befanden, die ursprünglich aus ganz anderen, teils wissenschaftlichen, teils praktischen Laufbahnen stammten. Auch die außergewöhnliche Stetigkeit des Beamtentums in Togo verdient bemerkt zu werden. Trotzdem dürfen wir uns nicht darüber täuschen, daß Togo zu klein und trotz eines nicht schlechten Durchschnitts an Bevölkerung doch auch zu wenig von der Natur bevorzugt ist, um jemals einen wirklich bedeutenden Aufschwung zu nehmen, so wie er nach Durchführung der großen Eisenbahnbauten und nach Verbesserung der Verwaltung bei Kamerun, namentlich aber bei Oftafrika und was die Befted- lung angeht, auch bei Südweftafrika erwartet werden kann. Es ist daher zu verstehen, wenn gelegentlich der Gedanke auftauchte, Togo an eine fremde Kolonialmacht abzutreten und dadurch an anderer Stelle eine bessere Abrundung unseres afrikanischen Besitzes zu erzielen.
41 nter allen deutschen Kolonien ist es bei Südwestafrika für den,der nie ein Land von ähnlicher Beschaffenheit gesehen hat, am schwierigsten, sich einen richtigen Begriff von der äußeren Natur zu machen. Wenn wir an ein tropisches Land denken, z.B. an Kamerun oder an Ostafrika, so können wir uns die dortigen Verhältnisse vorstellen, sobald wir unsere heimischen Anschauungen von Vegetationsfülle, Wasserreichtum, Klima usw. steigern, bis das Bild der tropischen Wirklichkeit erreicht ist. An die Stelle unseres heimischen Waldes setzen wir den Urwald mit sechzig Meter hohen Bäumen: er ist um vieles gewaltiger, aber er ist auch ein Wald. Statt an unsere Gärten und Obftbäume denken wir an Kokospalmen und Kakaoplantagen; statt unserer Wiesen an Hochebenen, die mit vier ja fünf Meter hohem Elefantengras bedeckt sind, und ffatt unserer Gewitter vergegenwärtigen wir uns den wilden Tornadofturm der Aquatorialgebiete. Alles ist ins Kolossale vergrößert, aber es führen doch leicht verstellbare Übergänge von den Bildern unserer Erfahrung zu der Natur jener feuchtheißen, üppigen Tropenländer. Auch die Palmen, Baumfarren und tropischen Blumen haben wir von Kindheit auf in den Gewächshäusern gesehen; tropische Kolonialprodukte brauchen wir alle Tage zur Nahrung und Kleidung; dazu haben die Reiseschilderungen der großen Afri-
Südweftafrika'
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