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Die deutschen Kolonien : ein Bilderbuch aller deutschen Kolonien ; mit 168 photographischen Aufnahmen / von Paul Rohrbach. Hrsg. mit Unterstützung der Deutschen Kolonialgesellschaft
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erreicht werden. Der Sanga selbst bildet von seiner Mündung in den Kongo bis Nola einen brauchbaren Verkehrsweg ins Herz von Neu-Kamerun. Von all diesen Landschaften, Alt- wie Neu-Kamerun, gilt aber trotz der vorhandenen und für den Anfang gut nutzbaren Wasserwege ein für allemal der oberste Satz jeder afrikanischen Wirtschaftsentwicklung größeren Stils: wirkliches Leben und bedeutende Werte können erst durch umfassende Bahnbauten geschaffen werden. In dieser Beziehung ist Kamerun hinter allen deutschen Kolonien am weitesten zurück, und bei den großen Schwierigkeiten, die in der Urwaldregion dem Bahn­bau entgegentreten, wird es wohl noch ziemlich lange dauern, bis die wirtschaft­liche Entwicklung des Landes auf die Höhe gelangt.

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Togo

§v>on den afrikanischen Besitzungen des Deutschen Reiches ist Togo die kleinste.

Eigentlich war es nur ein Zufall, daß die jetzige Togoküste nicht auch schon früher,sei es von französischer,sei es von englischer Seite,annektiert worden war. Vermutlich aus dem Grunde, weil die Landungsgelegenheit schlecht erschien, war ein schmales Stück der Küste von kaum fünfzig Kilometer Ausdehnung beiderseits unbeachtet geblieben, so daß es uns möglich war, hier zunächst einmal Fuß zu fassen, ohne auf fremde Rechte zu stoßen. Hätte der deutsche Generalkonsul für Weftafrika, Dr. Nachtigall, im Jahre 1884 nicht die kleine, noch herrenlose Lücke an der Seeküste zwischen Lome und Anecho vorgefunden, so wäre natürlich auch nicht an den Erwerb des Hinterlandes zu denken gewesen. Togo ist dichter bevöl­kert, als durchschnittlich unsere anderen Kolonien in Afrika: etwa 15 Menschen auf den Quadratkilometer, während Kamerun und Oftafrika im Durchschnitt bedeutend weniger ausweisen. Außerdem gehören die Eingeborenen von Togo teilweise zu den am weitesten entwickelten afrikanischen Negern. Sie sind arbeits­williger und geschickter, als sonst ein Stamm, und dazu von einer bemerkenswert friedfertigen Natur. Togo besitzt keine Schutztruppe mit militärischer Organisa­tion, wie die andern afrikanischen Kolonien, sondern nur einige hundert schwarzer Polizeisoldaten unter weißen Offizieren und Unteroffizieren.

Auch die kurze deutsche Togoküste hat teil an den fast in ganz Weftafrika herr­schenden schlechten Landungsverhältnissen. Es ist merkwürdig, wie wenig gute Naturhäfen sich auf der ganzen Strecke von Gibraltar bis zum Kap der guten Hoffnung finden. Mit mächtigem Schwall rollt die Dünung des Atlantischen Ozeans, in Weftafrika Kalema genannt, gegen den flachen Strand, dem an vielen Stellen gefährliche Klippen vorgelagert sind. Dort, wo die herankommende Dü­nung mit ihrem Fuß auf den immer flacher werdenden Meeresboden stößt und im Fortschreiten aufgehalten wird, überschlägt sie sich in weißschäumenden Brechern. Wo auch immer der Schiffer dem Gestade sich nähert, erblickt er diese gefähr­lichen weißen Brandungsftreifen, und er ist froh, wenn wenigstens eine Landzunge oder ein felsiges Vorgebirge ihm einen Ankerplatz gewährt, wo er vor einsetzen­den heftigen Winden und allzu gefährlichem Seegang sicher ist. Die eigentliche Landung geschah früher, und geschieht an vielen Plätzen in Westafrika auch jetzt noch, mit besonders gebauten Booten, sogenannten Brandungsbooten, durch die Brecher hindurch. Die meisten Küftenstämme sind sehr geschickt im Hindurch­dringen der Boote durch die Brandung. Es kommt darauf an, in den Brechern