Wir müssen wollen!
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Denken wir uns den Fall, daß in Transvaal unter wirklicher Selbstverwaltung die Buren und eine englischafrikanische Partei in der Art der jetzigen „Responsibles" die Regierung bilden, dann kann es unter Umständen sür die deutschen Randhäuser ganz zweckmäßig sein, sich unter Betonung ihres deutschen Charakters aus der Schußlinie zu bringen.
Es ist ein vielgestaltiges Bild, das das südafrikanische Deutschtum in seiner Geschichte und seinen Lebensbedingungen bietet; ich mußte die Frage seiner Behauptung an mancherlei „wenn" und „aber" knüpfen. Trotzdem geht ein optimistischer Grundton durch diese Betrachtungen und ich sehe im Geiste, wie einer meiner Freunde in Südafrika dies Buch mit müdem Lächeln beiseite legt und mir zuruft: „Du warst wenige Monate hier, hast manchen guten Deutschen getroffen, dem es mit seiner Volkstreue ernst ist, ich aber stehe seit Jahrzehnten im Kampfe und habe die beste Kraft meiner Mannesjahre dabei verbraucht; ich habe Blätter und Zweige fallen sehen, und ich werde wohl trotzdem ausharren bis zum Ende; aber die Pflicht hält mich aufrecht, nicht die Hoffnung!" Ich verstehe diesen Einwand; mein Optimismus ist auch keineswegs unbedingt. Wenn es so geht wie einst, dann ist auch wenig Hoffnung. Wir müssen wollen, hüben und drüben; ich glaube gezeigt zu haben, daß die schmerzhaften Wehen, aus denen ein neues Südafrika geboren ward, auch am südafrikanischen Deutschtum nicht spurlos vorübergegangen sind; ich sehe Keime, die sich entwickeln können. Werden sie gepflegt, ist guter und ausdauernder Wille am Werke, dann muß es auch