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Burenrenaissance.
vom Grund und Boden verdrängt, noch die, daß es anglisiert werden könnte. Aber der Krieg hat auf das Volk gewirkt wie etwa schwere Prüfungen auf einen Menschen, der von sich sagen kann, er sei in einem Jahre um zehn gealtert. Die patriarchalischen Zustände eines Hirtenvolkes konnten sich auf keinen Fall der ins Land eindringenden modernen Zivilisation gegenüber behaupten, der Krieg mochte kommen oder nicht. Aber der Freistaat hatte bereits in idealer Weise gezeigt, wie sich der Übergang aus dem einen in den andern Zustand ohne Erschütterungen vollziehen ließ, während in Transvaal die erstehende Goldindustrie plötzlich ein neues Element in das Volksleben warf, mit dem abzufinden ihm keine Zeit mehr gegeben war. Auch die natürliche Volksvermehrung hätte die gesellschaftliche Struktur des Burenvolkes mit der Zeit gewandelt, neben die Landwirtschaft andere Berufe gestellt, seinen Gesichtskreis erweitert. Aber infolge des Krieges kam das alles plötzlich in Form einer Katastrophe; eine ganze kleine Welt brach zusammen. Wird sich dieses Volk den neuen Verhältnissen anpassen können? Seine Geschichte wird uns darauf am ehesten zuverlässige Antwort geben können; gerade sie aber erzählt uns von einem Anpassungsprozeß ganz einziger Art, in dem das Volk sich in die Bedingungen gefügt hat, die die südafrikanische Natur ihm vorschrieb. Es wäre ihm sicherlich nicht gelungen, wenn nicht rassen- mäßige Tüchtigkeit es dazu befähigt hätte. Das rechtfertigt die Erwartung, daß es auch imstande sein wird, sich in den neuen Verhältnissen zu behaupten, wenn es erst die kritische Zeit der Anpassung glücklich überwunden hat.